Das Duo: Mordbier

Das Duo: Mordbier© ZDF/Gordon Timpen
Sender:ZDF
Produktionsfirma:TV60 Film, Sven Burgemeister, Marcus Roth
Regie:Markus Imboden
Redakteur:Günther van Endert, Stefanie von Heydwolff
Darsteller:Lisa Martinek, Charlotte Schwab, Peter Prager, Bernhard Piesk, Stefan Konarske
Erstausstrahlung:16.10.2010

Beschreibung

Ein Mord-Fall aus der Gegenwart wirft Fragen auf: Gibt es eine Analogie zu einem Fall aus der Vergangenheit, der nie aufgeklärt wurde? "Das Duo" wird dabei von einer seltsamen DNA-Spur geleitet und macht, zumindest anfangs, den Fehler, sich nicht von seinem Instinkt leiten zu lassen.

 

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Rezensionen

Die jüngste Folge des Lübecker Ermittlerteams "Das Duo" hat vor allem ein Faible für Kombinatorik. Das Drehbuch von Wolfgang Stauch ist wie ein Strickmuster, das seine Stränge immer wieder auftrennt und neu verwebt. Man kann dem Film förmlich beim Denken zusehen und muss ihm attestieren, dass er seine komplizierte Aufgabe geschickt löst. Die Kamera schafft atmosphärisch dichte Bilder und begnügt sich mit einem dezenten Blick auf das schwimmende Bordell. Die Regie von Markus Imboden entwirft Handlungskonstellationen, in denen vor allem das gut aufeinander abgestimmte Kommissarinnenduo pointensicher agiert.
Sogar der unerlässliche Ausflug auf private Nebenschauplätze ist hier nicht nur charmant inszeniert, ihn überspannt auch ein dramatischer Bogen. Eine sichtlich um ihr Rollenbild der reifen, hintersinnigen Frau ringende Kommissarin nimmt hier den Kampf mit den SMS-Liebeskürzeln auf, die eine liebestolle Laborassistentin ihrem Gatten Viktor schickt, der als Kriminaltechniker in den Fall involviert ist. Die verschmähte Hospitantinnenliebe sorgt schließlich für eine neue, etwas konstruiert wirkende Wendung. Auch genetische Erklärungen, so die heute kaum mehr überraschende Lehre, sind Menschenwerk und können in die Irre führen.
Den Glanz in dieses vertrackte Geschehen tragen die bis in die Nebenrollen überzeugenden schauspielerischen Leistungen. Stefan Konarske changiert als Hauptverdächtiger ungreifbar zwischen Kalkül und Mitleidsblick. Peter Prager gibt den umschwärmten Ehemann und Wissenschaftler als sanftmütigen Analytiker und trägt dazu bei, dass aus dem Film kein sprödes Lehrstück über die Dogmatik kriminaltechnischer Befunde wird. Die Kommissarinnen verzichten im Gegenzug auf die Zurschaustellung weiblicher Instinktsicherheit. Charlotte Schwab ist eine im Privaten dünnhäutige, im Beruflichen aber unangefochten tiefenscharfe Ermittlerin. Und Lisa Martinek rennt mit erfrischender Direktheit gegen mehrere Wände, die einem derart formstarken Ermittlerduo aber keinen letzten Widerstand leisten können.

– Thomas Thiel, F.A.Z.


Die Lübecker Kommissarinnen Marion Ahrens (Charlotte Schwab) und Clara Hertz (Lisa Martinek) müssen einen Raubmord aufklären, der in Zusammenhang steht mit einem alten, ungelösten Fall aus dem Rotlichtmilieu. Zwei Tote also, eine komplexe Aufgabe, die sich Autor Wolfgang Stauch da vorgenommen hat, und er besteht die Prüfung überwiegend bravourös. Er legt genügend falsche Fährten, wechselt die Erzählebenen und Erzählperspektiven, dazu inszeniert Markus Imboden dynamisch und routiniert. Ein großes Netz aus charaktervollen Figuren, die fast durchweg präzise besetzt wurden und bespielt werden. Gerne würde man von einigen mehr sehen - wohl auch deswegen, weil Autor Stauch flüssige und realistische Dialoge geschrieben hat.

– Hannelore Raichle, Süddeutsche Zeitung


Intelligenter Krimi auf hohem Niveau.

– TV Movie


Der Verdächtige leugnet hartnäckig. Die Kommissarin beharrt. Ebenso hartnäckig. Das Verhör, Ausgangspunkt der Folge "Mordbier", ist eigentlich eine Standardsituation am Ende eines jeden Fernsehkrimis. Aber der geübte Zuschauer der Jubiläumsfolge merkt gleich, dass diese 20. Ausgabe von "Das Duo" kein Standard ist.
Autor Wolfgang Stauch hat an den Anfang gelegt, was sonst am Ende steht. (...) Gerade weil diese Folge mit den üblichen Erwartungen und intuitiven Dramaturgiekenntnissen ihres Publikums jongliert, hält "Mordbier" tatsächlich bis ins große Finale seine Spannung. (Eine Inszenierung) die mal augenzwinkernd, mal todernst mit ihrem Sujet umgeht und dabei mal vorgreift oder zurückblickt - und doch alle Bälle im Spiel hält.

– Klaudia Wick, Berliner Zeitung


In einem Milieu aus Geld, Gier, Sadismus und Perversionen ist die Geschichte von Wolfgang Stauch ("Unter Verdacht") angesiedelt. Da werden abstruse Theorien aufgestellt, kryptische Liebesbotschaften per SMS verschickt, da muss ein Elefant durch einen Porzellanladen gegangen sein (so jedenfalls will es die DNA – und die lügt ja bekanntlich nicht) und da wird ein Staranwalt ganz schön dreist, sodass das Duo, zum Trio angewachsen, zwischendurch zur Entspannung immer mal ein Mordbier heben muss. Krimimäßig passiert gar nicht so viel in der neuen Episode aus der Reihe „Das Duo“. Die Zahl der Verdächtigen hält sich trotz der Verquickung von zwei Fällen angenehm in Grenzen. Die kriminalistische Auflösung am Ende ist doppelt originell, ohne plump konstruiert zu wirken. Markus Imbodens konzentrierte Inszenierung trägt das Ihrige dazu bei.
Auf Handlungs- und Montageaktionismen, wie sie sich in schlechten Whodunits zeigen, verzichten Stauch und Imboden gleichermaßen. Stattdessen werden geschickt Rückblenden zur Verdichtung eingesetzt. Der Zuschauer ist nicht immer, aber gelegentlich einen Schritt voraus – mit seinen Ahnungen sowieso. Aber auch dann, wenn die Ahnungen zur Gewissheit werden, bleibt „Mordbier“ spannend, weil man auf das Wie der Auflösung gespannt ist, weil es den einen oder anderen skurrilen, geschickt eingeflochtenen Nebenplot gibt und weil der Film auch etwas fürs Auge bietet. Die letzten Episoden deuteten es an: "Das Duo" macht sich.

– Rainer Tittelbach, Tittelbach.TV


Dieser Film aus der ZDF-Reihe "Das Duo" geht bereits wesentlich kritischer mit den wissenschaftlichen Methoden um als andere Krimis. Und dann bringt Autor Wolfgang Stauch am Ende mit der überraschenden Auflösung des Falls noch eine Komponente ins Spiel, die den blinden Glauben an die Wissenschaft erst recht erschüttert.
All das ist zwar Hintergrund, aber auch vordergründig ist "Mordbier" von dem Bemühen geprägt, keinen Krimi von der Stange zu präsentieren. Alles andere hätte bei einem Regisseur wie Markus Imboden auch überrascht, schließlich hat der Schweizer gerade mit seinen diversen Provinzkrimis (zuletzt "Mörder auf Amrum") bewiesen, dass er das Genre gern gegen den Strich bürstet. (...) Auch wenn die Geschichte fast ausschließlich auf der Dialogebene erzählt wird: eine äußerst reizvolle Geschichte.

– Tilmann P. Gangloff, Evangelisch.de


Als Zuschauer hat man genau wie die Ermittlerinnen keine Chance, den Fall von vornherein zu durchblicken. Zu raffiniert ist die Handlung des Films aufgebaut, zu viele Figuren mischen mit. Liebesaffären, Täuschungsversuche und getürkte DNA-Spuren bilden ein Dickicht, das Kommissarinnen und Zuschauer lange im Dunkeln tappen lässt.
Und in diese Komplexität mischt sich auch noch die Eifersucht von Ermittlerin Ahrens. Gerade diesen Aspekt hätte man getrost aussparen können, um den Fokus auf die beiden zu lösenden Fälle zu legen. So hätte man die einzelnen Charaktere besser einführen und somit mehr Licht ins Dunkel der Erzählungen bringen können. Das Drehbuch von Wolfgang Stauch will hier zu viel auf einmal.
Vielleicht gerade wegen dieser Komplexität bleibt der Krimi auch ganz ohne Blaulicht und Schießereien bis zum Schluss spannend. Und ihr Mordbier haben sich die beiden Lübecker Kommissarinnen am Ende auch redlich verdient.

– Armin Peter, News.de


Abgesehen von der überflüssigen Nebenhandlung durch Ahrens‘ Eifersucht ist der Samstagskrimi erfrischend. Das thematisieren von DNA-Spuren, die angeblich nicht lügen können, aber dann doch ein Verdacht auf Manipulation gehegt wird, ist sehr interessant und passt wunderbar in das moderne Bild des Krimimalfilms. Leicht versteckte Kritik nicht ausgeschlossen. Doch will auch dieser Samstagskrimi hauptsächlich spannend sein. Das gelingt durchgehend. denn auch wenn man als Zuschauer zwischenzeitlich durch die äußerst komplexe Figurenkonstellation überfordert wird und mit zu vielen Informationen auf einmal überhäuft wird, findet man den roten Faden im Film schnell wieder. Auf der gleichbleibenden Spannungswelle lässt es sich mitschwimmen, denn langweilig wird es zu keinem Zeitpunkt. Zwischenzeitlich sorgt der Film selbst für eine Auflockerung, wenn am Rande auch etwas Humor mit einfließt. Somit ist «Das Duo: Mordbier» empfehlenswert. Über das verwobene Beziehungsgeflecht der Filmfiguren darf man allerdings nicht stolpern, denn dann hat der Samstagskrimi ein gehobenes Niveau an Anspruch und Spannung zu bieten.

– Jürgen Kirsch, Quotenmeter.net


Markus Imboden realisierte nach einem Buch von Wolfgang Stauch aber nicht nur einen sehr atmosphärischen Krimi, sondern auch eine Reflexion über das Fälschungspotenzial vermeintlicher Fakten. Der helle Schein kriminalistischer Aufklärung flackert hier nur kurz. Wenn Hertz, Ahrens und ihr Mann, der gehörnte Kriminaltechniker (Peter Prager), am Ende beim 'Mordbier' in der Kneipe sitzen, hat sich der Himmel über der Hansestadt schon längst wieder verfinstert.

– Jens Szameit, Teleschau der Mediendienst