Unter Verdacht: Brubeck

Unter Verdacht - Brubeck© ARTE
Sender:ZDF & ARTE
Produktionsfirma:PRO GmbH, Mario Krebs
Regie:Ed Herzog
Redakteur:Elke Müller, Klaus Bassiner
Darsteller:Senta Berger, Rudolf Krause, Gerd Anthoff, Fritz Karl, Ben Becker
Erstausstrahlung:29.08.2008

Beschreibung

Brubeck mordet. Ziemlich gewieft und heimtückisch tut er das - und, das glaubt er zumindest, gerecht. Er will diejenigen zur Verantwortung ziehen, die sich heimtückisch aus der Verantwortung gezogen haben, die er verantwortlich für den Tod seiner Frau und seines Sohnes hält, die beiden sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen; so, wie der Sohn von Eva Prohacek. Insofern ist Prohacek diesmal emotional ganz besonders involviert. Sie und ihr Partner Langner wissen genau, was Brubeck vorhat. Und sie können es können es trotzdem nicht verhindern. Auch nicht den letzten Mord? "Brubeck" entstand nach Motiven von Wolfgang Stauchs Kriminalroman "Brubecks Echo", der 2000 im Suhrkamp Verlag erschienen ist.

Die DVD, die neben weiteren Folgen auch die Episode Laufen & Schießen enthält, erscheint am 6.12.2011.


Rezensionen

"Schon seit 2002 kommt Senta Berger als Kriminalrätin Eva Prohacek Missetätern in den eigeneen Reihen auf die Spur. Dass sich das Einschalten lohnt, beweist auch dieser spannende, feinsinnig konstruierte Fall (Buch: Wolfgang Stauch, Regie: Ed Herzog.) ... Authentisch und schnörkellos ermittelt das Grimme-Preis-prämierte Gespann Berger und Rudolf Krause (als ihr Assistent) in dieser viel zu wenig beachteten Reihe, die ohne alle Beamtenklischees auskommt."

– Der Spiegel


Wolfgang Stauch, der bei seinem Drehbuch auf Motive seines Romans "Brubecks Echo" zurückgriff, treibt ein ausgeklügeltes Spiel mit der trügerischen Aussagekraft von Indizien; er schürt Verdächte, entkräftet sie, baut sie wieder auf. Auch die Zuschauer sehen sich gehalten, allzu rasch gefasste Gewissheiten in Frage zu stellen.

Diese kriminalistische Dialektik ist bei aller Tragik - Stammzuschauer wissen, dass auch Eva Prohacek ein Kind durch einen Verkehrsunfall verlor - dank der gegebenen Personenkonstellation mit der patzigen Kriminalrätin und ihrem schlaksigen Assistenten sowie andererseits dem wendigen Vorgesetzten Dr. Reiter (Gerd Anthoff) nicht ohne Witz und dabei äußerst spannend.

Den etwas atemlosen Endspurt mit lodernden pyrotechnischen Effekten hätte es dazu gar nicht gebraucht. Besagte Schlusssequenz ausgenommen, konzentriert sich Regisseur Ed Herzog auf die Gesichter der Protagonisten, und er hat Schauspieler zur Verfügung, bei denen man sich ein solches Regiekonzept leisten kann.

Für Senta Berger ist es der elfte Auftritt in dieser Rolle und sie zeigt keine Spur jener routinierten Figurenadaption, die bei manchen anderen Reihenkrimis negativ auffallen. Mit ihrer Mischung aus Charme, Chuzpe und Weltschmerz übrigens ist Eva Prohacek, ohne ihn zu kopieren, dem derzeitigen Publikumsliebling Dr. House gar nicht mal so unverwandt. Amerika allerdings hat es, mit Goethe zu sprechen, besser: Dort bieten die Sender Erzählfernsehen höchsten Niveaus im Wochentakt. Deutschland liegt diesbezüglich noch weit zurück.

Harald Keller, Frankfurter Rundschau
Politik, Korruption und Amtsmissbrauch - gewöhnlich kämmt Eva Maria Prohacek (Senta Berger) die illegalen Netzwerke der Großkopferten durch. Die Auseinandersetzungen mit dem windigen Chef Claus Reiter (Gerd Anthoff) und seiner großzügigen Dienstauffassung sind legendär, der Rückenwind, den ihr der Assistent André Langner (Rudolf Krause) gibt, auch. In der Folge "Brubeck" jedoch sieht man anfangs kaum einen Grund, warum sich die interne Ermittlung mit diesem sonderbaren Fall befassen muss. Der einzige Aufhänger: Gunther Brubeck (Fritz Karl), der vielleicht den Selbstmord eines tatverdächtigen Vergewaltigers, der ein hohes Tier im Ministerium war, herbeigeführt hat, ist Kommissar im Münchner Kriminaldauerdienst.
Etwas an den Haaren herbeigezogen ist der elfte Fall der Reihe "Unter Verdacht" schon. Das mag daran liegen, dass der Roman "Brubecks Echo" von Wolfgang Stauch, von dem auch das Drehbuch stammt, ursprünglich von einer anderen Figurenkonstellation ausgeht. Komplett gestrichen wurde Jan Piel, der Ermittler der Vorlage, seine Rolle nimmt Prohacek ein. (…)
"Brubeck" ist auf einer anderen als der thematischen Ebene ein stimmiger Zuwachs der Reihe. Es ist ein Fall, der Eva Maria Prohacek an die Nieren geht. Denn nicht nur Brubeck erfreute sich des Rufs, beruflich ein harter Hund zu sein.
(…)
Der Fernsehfilm (Regie: Ed Herzog) hat in den Szenen in Brubecks Zelle seine stärksten Momente, wo die Sache schließlich zu Prohaceks Fall wird. Auch sie, das weiß der Krimi-Zuschauer, hat ihr Kind bei einem Autounfall verloren. Ob ihr nie nach Rache zumute gewesen sei, ob sie nicht den Schuldigen habe umbringen wollen, fragt Brubeck, als sie sich gegenübersitzen. Es sei ihr danach gewesen, und ja, sie habe ihn umbringen wollen, stimmt sie zu. Und wer der Schuldige sei? Niemand als sie selbst. Die Ermittlerin bittet um Rückkehr zur Tagesordnung.
Die Qualität, die "Unter Verdacht" auszeichnet, zeigt sich in "Brubeck" in diesem Gespräch unter vier Augen konzentriert. Zwei vergleichbare Risse in der Biographie; Gefühle des Verdächtigen, die der Ausforschenden nahegehen, und die mutmaßlich höchst unterschiedlichen Wege, mit dem Schmerz umzugehen, ergeben einen dichten Ausdrucksteppich unterschiedlicher Töne, Gesten und Nuancen, für die das Wort Psychoduell viel zu grob gestrickt klingt. Senta Berger und Fritz Karl weben ihn mit viel Gespür für die leiseren Zwischentöne.

– Heike Hupertz, FAZ


"Es ist vielleicht nicht die beste, aber wohl die spannendste und spektakulärste Folge. Der elfte Film aus der Krimireihe „Unter Verdacht“ punktet mit altbekannten Qualitäten: Ein Duo für interne Ermittlungen, das immer präsent ist und schnörkellos seine Fälle löst. Ein Buch, das mit präziser Figurenzeichnung, interessanter Stoffentwicklung und messerscharfen Dialogen schlüssig wirkt. Ein Schauspielerensemble, das hochkarätig besetzt ist und brillant agiert. Und nicht zuletzt der immer wieder faszinierende Verhörraum mit seiner kalten Atmosphäre, in dem Eva Prohacek (Senta Berger) ihre Klientel weichklopft. (...) „Unter Verdacht“ zählt einfach zum Besten, was der deutsche Fernsehfilm im Genre Krimi derzeit zu bieten hat."

– Tom Heise, Osnabrücker Zeitung


"Das schlechte Gewissen der Ermittlerin ist ein starker Motor dieser Geschichte, die von Drehbuchautor Stauch nach seiner eigenen Romanvorlage entwickelt wurde. Eva Prohacek - Senta Berger spielt sie zerknirschter und verhärmter denn je. (...) Unzweifelhaft ist auch nicht Ben Becker, sondern Fritz Karl der Star dieser Episode. Mit emotionaler Wucht spielt er den Kriminalbeamten, der sich hinter seiner bürgerlichen Fassade versteckt, in Wahrheit aber nur für seinen Racheplan lebt. Die Güte dieses Krimis wird durch sein brillantes Spiel erst sichtbar. Und anders als in so manch braverem Format, traut man dieser Reihe durchaus zu, die Geschichte in einem blutigen Desaster enden zu lassen."

– Klaudia Wick, Berliner Zeitung


"Schon allein wegen der großartigen Hauptdarsteller ist auch dieser Film sehenswert, zumal Berger und Co. von vorzüglichen Dialogen profitieren. Auch sonst gilt: ein rundum fesselnder Krimi"

– Blickpunkt Film


Solche perfiden Morde gibt's selten in Fernsehkrimis - und dann noch in den eigenen Reihen der Polizei: Kommissar Brubeck treibt als gnadenloser Rächer den einen Schuldigen am Tod seiner Familie in den Selbstmord, die andere in eine Todeszelle in Malaysia. Aber wie soll man ihm die Morde nachweisen? Für Senta Berger als Kriminalrätin Eva Prohacek war dies ein besonders emotional belasteter Fall, den sie wie gewohnt unerbittlich, konsequent und mit gefährlichem Charme löste. Und auch ihren überheblichen Chef (Gerd Anthoff) nicht verschonte, der am Ende um eine Rechtfertigung für seine Mauschelei geradezu betteln musste. Exzellente Darsteller (Ben Becker als Promi-Pianist, Fritz Karl als undurchsichtiger Brubeck), eine spannend zugespitzte Handlung (Drehbuch: Wolfgang Stauch) und eine dramatisch düstere Regie (Ed Herzog) sorgten dabei für reichlich Nervenkitzel.

– Brigitte Ehrich, Hamburger Abendblatt


"In dunklen Bildern, mit sanfter Musik untermalt und ruhiger Kameraführung inszeniert Regisseur Ed Herzog nach „Hase und Igel“ seinen zweiten „Unter Verdacht“-Krimi. Bilder aus der schäbigen Gefängniszelle in Malaysia, des architektonisch kühlen Polizeipräsidiums oder dem durchgestylten Haus von Pianist Brunner erzeugen eine beklemmende Atmosphäre. (...) Großartig verkörpert Senta Berger nun schon zum neunten Mal die interne Ermittlerin Prohacek als nüchterne, bestimmende und gleichzeitig einfühlsame Frau. (...) „Brubeck“ ist ein packend inszenierter Krimi. Die Auflösung ist absehbar, das Ende aber doch überraschend und verstörend.

– Britta Schmeis, Sächsische Zeitung / dpa


Es geht viel um Schuld in dem Krimi, im juristischen Sinn aber nur an der Oberfläche. Vielmehr konzentrieren sich Wolfgang Stauch (Buch) und Ed Herzog (Regie) auf Fragen der Moral, des Gewissen; sie verfolgen Strategien - erfolgreiche und gescheiterte - der Schuldbewältigung. Die Kriminalrätin Prohacek hat für sich einen Weg gefunden, mit schwerer Schuld umzugehen - das macht die Figur so spannend unter all den waidwunden Ermittlern anderer Serien: Sie hat sich ihre Offenheit bewahrt und zugleich eine Unerbittlichkeit antrainiert. Es bedarf schon einer Schauspielerin wie Senta Berger, um so einen Charakter kohärent zu erschaffen.

– Stefan Fischer, Sueddeutsche.de


Düsterer Fall mit Top-Besetzung: Fritz Karl brilliert als verzweifelter Kommissar, Ben Becker glänzt als Star-Pianist. Wendungsreicher, toll gespielter Krimi.

– TV14


Fritz Karl, der den Brubeck mit unergründlicher Mimik von souverän bis gramgebeugt faszinierend facettenreich spielt, hebt diesen gewohnt hochklassig ermittelnden Prohacek-Krimi in die vordere Reihe der diesjährigen Fernsehfilme. Dass ihre Fans wie die Protagostin als eher „speziell” gelten, schmälert nicht ihre Klasse.

– Bernd Peters, Westfälische Rundschau


"'Unter Verdacht'-Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog legen einen Film vor, der ausnahmsweise nicht von der Jagd nach einem Mörder lebt. Stattdessen wird - am Ende als ein packender Wettlauf gegen die Zeit - die Geschichte eines von Anfang an bekannten Täters erzählt, der nach dem tragischen Verlust seiner Familie auch Opfer und Sympathieträger ist. Die Rolle des gefallenen, in tiefer Trauer versunkenen Cops auf subtilem Rachefeldzug ist ein gefundenes Fressen für den Charismatiker Fritz Karl, der einer dem Untergang geweihten Figur genug Tiefe verleiht, um dem Zuschauer schließlich auch ein völlig überzogenes, hochdramatisches Finale noch halbwegs glaubhaft zu verkaufen. Ermittler, die nichts als ihre Arbeit machen, Opfer, die nicht bedingungslos zu betrauern sind, ein Täter, mit dem man fühlen kann, Figuren mit Tiefe und Facetten ... - 'Unter Verdacht' bricht weiter mit diversen Krimi-Klischees. Und das ist gut so

Frank Rauscher Teleschau - der Mediendienst
Ein gebrochener Cop, zwei Tote, ein komplexes Verwirrspiel um Schuld und Sühne - und einer der stärksten deutschen Fernsehkrimis des Jahres.

– Peter Müller, Wiesbadener Kurier