Unter Verdacht: Laufen und Schießen

© ZDF
Sender:ZDF & ARTE
Produktionsfirma:Eikon Film, Mario Krebs
Regie:Ed Herzog
Redakteur:Elke Müller, Klaus Bassiner
Darsteller:Senta Berger, Gerd Anthoff, Rudolf Krause, Phillip Moog, Tim Bergmann, Golo Euler
Erstausstrahlung:10.12.2010

Beschreibung

Eine Frau fliegt aus dem Biathlon-Kader der Polizeisportschule, weil sie zu langsam ist, in der Loipe, beim Biathlon. Sie muss von nun an ganz normalen Streifendienst verrichten - und versucht gleichzeitig dahinter zu kommen, warum die anderen alle schneller sind. Dann fliegt sie plötzlich vom Dach. Was haben die Polizisten Jung und Schön damit zu tun? Und was der Sportmanager und der Mann im Ministerium? Prohacek (Senta Berger) und Langner (Rudolf Krause) ermittlen - diesmal überraschend mit Unterstützung ihres durchtriebenen Chefs Claus Reiter.

 

Die DVD, die neben weiteren Unter-Verdacht-Folgen auch die Episode Brubeck enthält, erscheint am 6.12.2011


Rezensionen

45 Mal ging das jetzt bereits so, insgesamt schlurfen Schmücke und Schneider schon seit mehr als 15 Jahren durch die deutsche Krimilandschaft. Vor ein paar Folgen haben sie mit Oberkommissarin Nora Lindner (Isabell Gerschke) endlich eine junge Kollegin an die Seite bekommen, die ihnen den Computer anstellt, anstrengende Verfolgungsjagden abnimmt und sich bei der unvermeidlichen Tatort-Visite auch mal zur Leiche runterbeugt. Betreutes Ermitteln nennt man so was wohl.

Damit kein Missverständnis aufkommt: An dieser Stelle soll ganz bestimmt keine Altersfeindlichkeit geschürt werden. Einige der besten Ermittlerdarsteller im deutschen Fernsehen sind weit über 60. Senta Berger etwa, Hauptdarstellerin der ZDF-Reihe „Unter Verdacht“, wird dieses Jahr 70 - und stattet ihre Rolle mit einer Wachheit und Gewitztheit aus, von der die rund fünf Jahre jüngeren Graubrot-Kommissare vom MDR nur träumen können.

Am Sonnabend ist das noch mal sehr schön in der Episode „Laufen und schießen“ zu sehen, die im letzten Jahr bereits auf Arte Vorpremiere feierte. Wie sich Berger hier mal wieder als interne Ermittlerin Dr. Eva Maria Prohacek aus ihrem Kellerbüro in die Münchner Honoratiorenschaft hinaufschnüffelt, wie sie unauffällig und doch zielgenau die Herren Chefs über die Klinge springen lässt, ist blitzgescheites Ermittlerfernsehen, das ohne Hightechgimmicks oder Körperverrenkungen ein hohes Maß an Tempo und Modernität vermittelt.

– Christian Buß, Spiegel online


Erneut ein ausgezeichnet gespielter, neunzig Minuten lang fesselnder Film aus der bereits mehrfach preisgekrönten Reihe „Unter Verdacht“.

– Kino.de


Unter Verdacht bei unserer liebsten internen Ermittlerin, Eva-Maria Prohacek, stehen die Polizisten Jung und Schön. Dass bei den Fällen von Eva Prohacek (Senta Berger) die Polizisten die bad guys sind, gehört zum Prinzip der nach wie vor außergewöhnlichen Reihe. In „Unter Verdacht: Laufen und Schießen“ (SA, 12.3., ZDF, 20.15 Uhr) freuen wir uns wieder besonders über Prohaceks „Edel-Hiwi“ Langner, gespielt vom grandiosen Rudolf Krause, der diesmal undercover rumstänkert. Dass Drehbuchautor Wolfgang Stauch, der bereits drei „Unter Verdacht“-Folgen schrieb, die beiden fiesen Polizisten nun ausgerechnet Jung und Schön nannte, hat ihm beim Schreiben sicherlich mehr Spaß gemacht, als erlaubt ist.  (...) Exzellente Nebendarsteller (u. a. Gerd Anthoff, Johann von Bülow und Justus von Dohnányi), gezielte Seitenhiebe gegen die bayerische Klüngelgesellschaft und bissige Dialoge - das Niveau bleibt trotzt einiger Vorhersehbarkeiten hoch.

– TV-Today Krimitipps fürs Wochenende


Wieder einmal beweist das gestandene Unter Verdacht-Team Wolfgang Stauch und Ed Herzog, dass die preisgekrönte Krimi-Serie mit Senta Berger ihre Lorbeeren nicht umsonst geerntet hat. Dass es spannend bleibt, obwohl der Zuschauer die Täter von Anfang an kennt, spricht für Wolfgang Stauch, den Drehbuchautor. Auf seine Kappe geht auch der wie ein roter Faden den Film durchziehende pointierte verbale Schlagabtausch aller Beteiligten.

Die Überraschung im Stab: Tim Bergmann als korrupter Polizist. Er mimt mit solcher Lust und Wahrhaftigkeit den verkoksten Bullenschönling, das chauvinistische Kollegenschwein, dass man sich fragt, ob das wirklich der Bergmann ist, den man bis dahin nur als Charmebolzen in Liebesschnulzen erleben durfte. Verlässlich und wie gewohnt glänzen auch Senta Berger, Rudolf Krause und Gerd Anthoff in ihren Rollen und sorgen für 82 spannende Minuten im Öffentlich-Rechtlichen.

– voc/news.de


Das ZDF zeigt einen neuen Krimi der großartigen „Unter Verdacht“-Reihe mit Berger und Krause: „Laufen und Schießen“. Der Film von Wolfgang Stauch (Buch) und Ed Herzog (Regie) entfaltet einen komplexen Fall, bei dem es nicht mehr nur um korrupte Polizisten geht. Auch wenn Moog und vor allem Bergmann – sonst einer der üblichen Verdächtigen, wenn es um die Rolle des romantischen Liebhabers in der ZDF-Sonntagabendschmonzette geht – ein außergewöhnlich abgefeimtes Duo abgeben.
Bemerkenswert ist in den „Unter Verdacht“-Filmen das heikle Betriebsklima zwischen Eva Prohacek, die Senta Berger diesmal besonders abgespannt erscheinen lässt, dem eigensinnigen Langner und ihrem Chef Claus Reiter (Gert Anthoff). Die Filmemacher temperieren es mit feinem Humor. Besonders Langner und Prohacek pflegen diesmal ein auch auf Distanz gereiztes Arbeitsverhältnis: „Herr, es heißt immer noch Herr Langner, Frau Prohacek!“
Stauch und Herzog bürsten ihrem Film jeden Anflug von weiß-blauer Gemütlichkeit aus. Die Bilder von Kameramann Philipp Sichler zeigen München in tristen Straßen und Höfen, die auch nicht schöner sind als in Dortmund. Die bayerischen Verfilzungen zwischen Sport und Politik werden – trotz aller boshaften Dialog-Pointen – mit keinem Augenzwinkern gemildert. Dass alle Protagonisten einen BMW oder ein anderes konzernverwandtes Autos fahren, wirkt da durchaus realistisch – ist aber als „Produktionsunterstützung“ im Abspann vermerkt.

– Elisabeth Elling, Westfälische Allgemeine


Die Berger-Krimis sind eine eher kleine, feine Reihe, die etwas im Schatten der Roths und Blocks steht. Zum einen gibt nicht Bergers Serienname der Reihe den Titel – das wäre bei „Dr. Eva Maria Prohacek“ auch etwas umständlich. Außerdem ist sie als interne Ermittlerin gegen eigene Kollegen im Einsatz – ein undankbarer Job.

Dieser Krimi funktioniert nicht nach dem klassischen „Whodunnit?“-Prinzip. Hier ist von vornherein klar, dass die beiden Polizisten mit den sprechenden Namen Jung (Philipp Moog) und Schön (Tim Bergmann) einigen Dreck am Stecken haben: Drogen und gedeckte Einbrüche – und sogar den Mord an einer jungen Polizistin?

Denn die junge Beamtin Steffi Schober (Rosalie Thomass), bis vor Kurzem eine hoffnungsvolle Top-Biathletin, wurde ausgerechnet an das Revier der kriminellen Polizisten Jung und Schön versetzt; dort ermittelt auch Prohaceks Mitarbeiter André Langner (Rudolf Krause) undercover, um die Umtriebe der beiden aufzudecken. Und schließlich stürzt Schober in den Tod.

Das Ganze geht nämlich eine Ebene tiefer: Die Biathletin Schober war kürzlich wegen nachlassender Leistungen aus dem Kader der Landespolizeischule genommen worden. Haben ihre Mitbewerberinnen gedopt? Wie weit sind die Polizisten Jung und Schön in diese Machenschaften verwickelt, und wer steckt dahinter? Senta Berger hält sich diesmal zurück, agiert eher im Hintergrund – doch auch diesmal kann sie ihre Gegner „kaltschnäuzig ins Verderben laufen“ lassen, wie es das ZDF formuliert.

Der eigentliche Star des Krimis ist der unscheinbare Langner. Überarbeitet und müde, wirkt der lange Schlaks häufig etwas unbeholfen, doch macht er im entscheidenden Moment genau das Richtige: Er bietet sich den beiden korrupten Polizisten als Mittäter an. Und Schauspieler Krause zeichnet durch sein unaufgeregtes, berührendes Spiel das Bild eines betroffenen und gar nicht eiskalten Polizisten.

– dpa


Von allen schrulligen Polizeifiguren im deutschen Fernsehen ist Rudolf Krause als André Langner der schrägste und drolligste Außenseiter. Lang sind Kopf und Extremitäten, der ganze Mann ist ein Elend: verdruckst, ungeschickt und unbeholfen, oft übermüdet und überempfindlich - und meistens fühlt er sich auch noch ungerecht behandelt.

Es ist kein geringes Kunststück der Reihe „Unter Verdacht“, dass sie diesem traurigen Sancho Pansa einen labilen weiblichen Don Quichote beigesellt hat, der von Senta Berger mit resoluter Ungeduld gespielt wird: Dr. Eva Maria Prohacek leitet seit Jahren die internen Ermittlungen in der Münchner Polizeibehörde, außer auf die Hilfe ihres Herrn Langner kann sie auf nichts vertrauen - aber auf diese Hilfe eben auch nicht. „Haben Sie Angst?“, fragt sie Langner einmal, als die Kugeln fliegen und beide sich hinter einem Auto verschanzt haben. Der Gehilfe nickt, stumm vor Entsetzen. „Ich auch“, sagt Frau Prohacek dann - und verlässt die Deckung.

In bisher 14 deprimierenden Filmen haben wir gesehen, dass es im Amt keinen Helden gibt, aber alleweil kleine und große Schurken, von denen Dr. Claus Reiter, der Vorgesetzte von Eva Prohacek, der abgefeimteste ist. Der einzigartig seifige und fiese Beamte, von Gerd Anthoff mephistophelisch gespielt, klagt über die „Elefanten da oben“ und tritt nach unten, er ist ein gewissenloser Opportunist und rachsüchtiger Kleinbürger. Aber im Triumph wird diese miese Charge zu einem wahren Piranha der Schadenfreude - das boshafte Lachen, die kindliche Begeisterung sind Shakespeares Jago würdig.

In der neuen Folge „Laufen und schießen“, von Ed Herzog nach einem Buch von Wolfgang Stauch inszeniert, ist eine subtile Ironie am Werk, die sich niemals heimlich gibt. Schon zu Beginn sehen wir Langner als verdeckten Ermittler in der Münchner Polizeiwache 37, wo er den verdächtigen Macho-Polizisten Artur Jung und Thomas Schön auf die Finger sehen soll. Philipp Moog und Tim Bergmann spielen diese korrupten Schnösel als arrogante Wichtigtuer, die Steffi Schober einschüchtern, eine junge Polizistin, die an der Sportschule gerade ihre Biathlon-Karriere hingeworfen hat. Nun will sie die dort üblichen Doping-Methoden aufdecken - doch bei einem Einsatz wird sie vom Dach geschubst und stirbt. Ihr Freund Xaver, ebenfalls Polizist und Biathlet, will Steffi rächen und ballert blindwütig mit dem Gewehr herum.

André Langner gibt ohne Mühe den Tollpatsch. Und Eva Prohacek muss feststellen, dass „die da oben“ großes Interesse an Erfolgen im Biathlon haben. Die Fäden laufen zusammen bei Stefan Dussner (Justus von Dohnányi), einem alerten Manager, der schwunghaften Handel mit leistungssteigernden Präparaten treibt. Dr. Claus Reiter führt eine Privatfehde mit dem eitlen Funktionär Ludwig Steiner (im Trachtenjanker: Johann von Bülow), der den Lorbeer gern allein erntet.

So entwickelt sich geradezu gemütlich ein bayerischer Schwank um Dialoge und Verhöre, um Lauern und Verfolgen. Der Biathlon-Sport bildet nur den Hintergrund für Ränkespiele, bei denen die Polizisten als arme Würstchen entlarvt werden und die Sportler als Versuchskaninchen, die vom Verband zum höheren Ruhm in die Loipe geschickt werden. Wie immer bei „Unter Verdacht“ haben die Schauspieler ihre größten Momente, wenn sie unter dem künstlichen Licht im Verhörkeller die Masken fallen lassen oder eine Schmierenkomödie aufführen. Der Doping-Organisator Steiner schleppt sich sogar mit letzter Kraft in eine Sauna, um belastende Akten in dem kleinen Glutofen zu verbrennen. Andererseits gibt es in „Laufen und schießen“ den erstaunlichen Fall, dass ein Polizist nicht an seine gefährdete Rente denkt: „Frau Prohacek, um die Rente mache ich mir gerade weniger Sorgen - aber wenn Sie meine Seele retten könnten?“ Das jedoch ist eine Leistung, mit der auch Dr. Eva Maria Prohacek nicht dienen kann.

– Arne Willander, Berliner Morgenpost


„Das Buch stammt von Wolfgang Stauch, Regie führt Ed Herzog. Beide sind Veteranen (!) der Reihe und arbeiteten bereits für die Folgen "Brubeck" sowie "Hase und Igel" zusammen.“

– TV-Wunschliste.de


„Regisseur Ed Herzog ist einer dieser raren Krimis gelungen, bei denen man ständig laut auflachen möchte, gerade weil man weiß, dass im Grunde alles todtraurig ist.“

– Jens Szameit, Teleschau / Nordsee-Zeitung


Um Doping unter Biathleten geht es in der Krimireihe „Unter Verdacht“ mit Senta Berger, Gerd Anthoff und Rudolf Krause. Arte zeigt den Fall „Laufen und Schießen“ am morgigen Freitag um 20.15 Uhr. Regisseur Ed Herzog verfilmte ein Drehbuch von Wolfgang Stauch.

Polizeibeamte fahren im Streifenwagen die Doping-Droge „Epo“ an die Loipe der Biathleten einer Polizeisportschule. Sie sind in eine Einbruchserie in Münchner Villen verwickelt, weil sie den Erlös aus der Beute für die eigene Kokainsucht und für teure Scheidungsanwälte brauchen. Als ihnen die junge Kollegin Steffi Schober (Rosalie Thomas) auf die Spur kommt, stürzt sie bei einem Einsatz vom Dach und stirbt.

Schier bodenlos ist der Sumpf, den die internen Ermittler Eva Prohacek (Senta Berger) und Andre Langner (Rudolf Krause) im Fall „Laufen und Schießen“ trockenlegen müssen. Neu daran: Chef Klaus Reiter (Gerd Anthoff), sonst auf jede Vorteilsmitnahme bedacht, geht ungewöhnlich konsequent gegen einen Strippenzieher aus dem Innenministerium vor. Dieser Ludwig Steiner (Johann von Bülow) hat ihm einen Funktionärsposten an der Polizeisportschule verweigert. Reiter sinnt auf Rache und stürzt dabei den Manager der Sportler, der diese zum Schlucken und Spritzen animiert hat, gleich mit in den Abgrund.
Rein äußerlich sind im Amigostaat die Spezln natürlich unter sich, denn „wir sind doch aus demselben Holz geschnitzt“, bettelt der ministeriale Verdächtige beim Verhör um Verständnis. Allein Reiter kontert: „Nicht nur aus demselben Holz, auch noch mit demselben Messer“.

Damit Reiter den Hauptschuldigen Steiner fertig machen kann, muss Andre Langner diesmal selbst die Uniform anziehen und, gemobbt von den Kollegen, auf der Polizeiwache Maulwurfsdienst schieben. Der lange Lulatsch gibt ein Bild des Jammers ab, noch dazu triezt ihn die Chefin.

Man braucht Beweise und vor allem Erkenntnisse daüber, wie der Beamte Steiner in die Korruptionshölle verwickelt ist. Denn der lässt die Biathleten mit „Epo“ für den staatlichen Prestigewettkampf „Alpiniale“ fit machen. Autor Wolfgang Stauch nutzt in seinem bitterbösen Drehbuch gleich die Gelegenheit zum Blick hinter die Erfolgskulissen einer sportlichen Talentschmiede. Die reißt der rachsüchtige Reiter dann spezlmäßig ein und entlockt seinem Intimfeind Steiner: „Im ganzen Chinesenland läuft keine Dopingkontrolle ohne Anmeldung, aber wir sollen uns von den Schlitzaugen fertig machen lassen?“

Darauf reagiert Reiter schlitzohrig: „Schau, so blöd ist der Langner. Der hat vergessen, das Aufnahmegerät auszuschalten.“ Amigos wetzen gern die Messer. 

– Ursula Persak, Nürnberger Nachrichten