Polizeiruf 110 Brandenburg: Die Gurkenkönigin

Sophie Rois als Tamara Rusch mit vielen Knarren und Krause© rbb
Sender:ARD/RBB
Produktionsfirma:Eikon Film, Mario Krebs
Regie:Ed Herzog
Redakteur:Daria Moheb Zandi, Rosemarie Wintgen
Darsteller:Sophie Rois, Susanne Lothar, Peter Benedict, Bernhard Schütz, Jennifer Ulrich, Lisa Wagner, Fritz Roth, Judith von Radetzky, Maximilian Mauff, Hannes Wegener, Horst Krause
Erstausstrahlung:15.04.2012

Beschreibung

"Wollen Sie sterben?", fragt Hauptkommissarin Tamara Rusch Luise König (Susanne Lothar), die Chefin von "Gurkenkönig - Das grüne Gold des Ostens". Ein Mordanschlag wurde auf sie verübt, und das auch noch von einem Vampir; dennoch weigert sie sich hartnäckig, mit Rusch zu kooperieren. Rusch versucht - während der Feierlichkeiten zu Luises 50. Geburtstag - diese Frau vor weiteren Anschlägen zu schützen und zugleich herauszufinden, wer sie umbringen wollte. 

Der Fall um Aufstieg und Fall der Lübbenauer Gurkenkönige - ihr Exil im Westen, die Rückkehr in den Osten und die Gewissheit, dass Gurkenfabriken glücklich machen - wird ein Einzel-Fall für die Ermittlerin Rusch sein; da  Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon)  umständehalber pausiert, muss diesmal die Vertretung ermitteln: Sophie Rois - die zuvor bereits zwei Mal an der Seite von Harald Krassnitzer im Österreichischen Tatort auf Verbrecherjagd war.

Das tut sie mit komischer Hartnäckigkeit, oder hartnäckig komisch, hartnäckig neugierig, einer Portion Unverschämtheit, Undurchschaubarkeit: Wer ist Rusch? Hat sie noch alle Tassen im Schrank und wenn ja, wie viele? Jedenfalls hat sie ebenbürtige Gegenspieler, Mitspieler: Rusch vs. Luise König, Rois vs. Lothar.  Die Waffe ist das Florett, nicht der Degen, und obwohl der Ton auf den ersten Blick komisch ist, ist im Grunde doch alles ernst. Lisa Wagner (Anne König), Bernhard Schütz (Günther König), Peter Benedict als Schnitthelm, Jennifer Ulrich und Hannes Wegener fügen das Ihre hinzu, damit aus einem eher biederen Familienfest eine groteske Veranstaltung wird und Horst Krause nicht so recht weiß, in welche Geschichte er da hineingeraten ist. 

Gedreht wurde im September und Oktober 2011 im Spreewald, in Lübbenau und Umgebung, und in Berlin.  "Die Gurkenkönigin" ist das vierte gemeinsame Projekt von Wolfgang Stauch mit Regisseur Ed Herzog und das fünfte mit Produzent Mario Krebs (Eikon Film). Der Polizeiruf lief als Eröffnungsfilm des FernsehKrimi Festivals 2012 in Wiesbaden.

Der Film wird am 15. April 2012 um 20:15 Uhr im Ersten uraufgeführt.

Hier finden Sie den Trailer des ORF (auf der Seite Tatort-Fans.de).

 


Rezensionen

Rotzig, clever, sexy: Sophie Rois gibt ein erstklassiges Gastspiel als Kommissarin beim „Polizeiruf 110“ aus Brandenburg. In „Die Gurkenkönigin“ jagt sie einen Vampir.

Herrlich ist es hier draußen“, sagt die Kommissarin im modisch schmalen Lederblouson, „fast zu schön für einen Mordversuch“. So, wie der Brandenburger Spreewald in der neuen Folge von „Polizeiruf 110“ gezeigt wird, kann man ihr bloß beipflichten: Das viele Grün! Die malerischen Kanäle! Die friedliche Landschaft fast ohne Autos, Menschen, Windräder. Gewisslich umweltschonend wird die regionale Gemüsespezialität in einer Fabrik namens „Gurkenkönig“ verarbeitet, die bis nach China exportiert. Aber irgendjemanden scheint das zu stören, denn ein maskierter Mann überfällt Luise König, fesselt die Chefin im Keller an einen Stuhl, gießt Benzin aus - und als der alarmierte Dorfpolizist Krause (Horst Krause) auftaucht, nimmt ihm der Übeltäter im Vampirkostüm die Dienstwaffe ab und verschwindet spurlos.

Die Gurkenkönigin hat allerdings eindeutig kein Interesse daran, dass die Polizei die Angelegenheit aufklärt, und gerät damit, obwohl sie doch das Opfer ist, in Verdacht: Wen will sie schützen? Und warum? Die provinzielle Idylle hat, das wird schnell klar, bei aller charmanten Naturbelassenheit erhebliche Risse.

Ein freies Leben: ohne Rücksicht auf Gurkengläser

Bestimmt von Enteignung, Rückübertragung und finanziellen wie mentalen Kraftakten beim Wiederaufbau der Fabrik treffen Ost- und Westgeschichten hart aufeinander. Dazu kommen bei der ganzen Familie noch Träume von einem freien Leben ohne Rücksicht auf Gurkengläser, Verkaufsquoten und Provenienz. Mögen die Geschäfte auch gut gehen, knirscht es trotzdem merklich im Privatbereich: Die Eheleute verbringen die Nächte in getrennten Schlafzimmern, der Liebhaber der Chefin will nicht abserviert werden, die erwachsenen Töchter streiten um denselben Mann, der Großvater im Rollstuhl war nie ein Engel.

Dem Regisseur Ed Herzog gelingt es witzig, lässig und sehr sophisticated, die erzählerisch überzeugenden Themenkomplexe in ihrer Widersprüchlichkeit plausibel zu verknüpfen. Spannung wird wie nebenbei erzeugt und grundiert den Film auf amüsante wie inspirierte Weise, und dabei gibt es nur eine einzige Leiche. Ein wenig zitiert die locker-ironische Machart vielleicht den Humor der legendären, längst verblichenen ORF-Krimiserie „Kottan ermittelt“. Auch gespielt wird auf höchstem Niveau. Die charismatische Sophie Rois, Star an der Berliner Volksbühne und im Februar mit dem Ernst-Lubitsch-Preis für ihre Rolle in Tom Tykwers Beziehungskomödie „Drei“ ausgezeichnet, vertritt die wegen ihrer Schwangerschaft pausierende Maria Simon, die ansonsten die Brandenburger Ermittlerin verkörpert.

Rotzig, clever und sexy

Die jetzt aus der Großstadt Berlin abgestellte Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch glänzt bei Sophie Rois in einer wunderbar fidelen Mischung aus Rotzigkeit, Cleverness und Sexappeal und genießt den Ausflug in den urig bäuerlichen Zonenrand sichtlich. Herzhaft beißt sie etwa in die Gewürzgurken und setzt unliebsame Anordnungen durch, indem sie unmissverständlich lustvoll ihre Autorität betont: „Ich bin die Polizei!“ Susanne Lothar brilliert als undurchsichtige Unternehmerin, die unter ihrem eiskalten Businesspanzer ein heißes, fast sympathisches Herz verbirgt. Gekonnt unsentimental zeigt Bernhard Schütz den verzweifelt bodenständigen Fabrikanten, der zwar König heißt, aber in Wahrheit ein Bettler ist.

Klischees werden in diesem hinreißenden Film so leicht aufgebaut wie ausgehebelt, ob durch die geistreich komischen Dialoge von Wolfgang Stauch oder die famose Kameraführung von Torsten Breuer. Selbst die über jedem Krimi lastende Frage nach der Schuld wird von der Kommissarin völlig prosaisch und stilsicher bündig beantwortet: „Schuld ist immer der, der abdrückt.“

– Irene Bazinger, F.A.Z.


Ein Sonntagabendtraum
Frankfurt a.M. (epd). Wenn Deutsche ihre Seele suchen, gehen sie in den Wald. Besser gesagt: In den deutschen Wald, wo die Bäume dicht und düster gruppiert sind und die Lichtungen den poetisch-melancholischen Eindruck des übrigen Ensembles nur verstärken. Aber nicht nur für die Deutschen ist der Wald ein Sehnsuchtsort und Lieblingsspielplatz, auch Shakespeare baut seine Bühne im Wald, wenn im "Sommernachtstraum" allerlei poetisches Gelichter, Puck voran, sein Unwesen treibt und Titania und Oberon auf die menschliche Unvernunft wetten. Erotische Verirrungen und Verwicklungen gehören dazu.

"Die Gurkenkönigin" beginnt so prosaisch, wie es kaum prosaischer geht - von der Ernte in die Fabrik bis ins Schraubglas folgt diese brandenburgische "Polizeiruf 110"-Folge dem Weg der Gurke zum fertigen Produkt, das das Unternehmen "Gurkenkönig" bis nach China exportiert. Da ist keine Poesie drin. Düsternis, wie sie die dunkle Seite der deutschen Romantik beschwört, schon gar nicht. Doch eigentlich ist der "Gurkenkönig" kein bloßer Produzent von Sauergemüse, sondern eine veritable Gurkenkönigin. Und damit beginnt das Spiel um Sein und Schein, das dieser "Polizeiruf" mit dem Zuschauer treibt.

Gurkenkönige, wird in diesem Film behauptet und gezeigt, tragen goldene Kronen. Man kann ergänzen: Und sie sind, seit Christine Nöstlinger 1972 ihren fantastischen Kinderromanklassiker "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig" veröffentlichte, höchst verdächtige, unsympathische Figuren. Der "Gurkinger" dort lügt und stiehlt, pocht bei jeder Gelegenheit auf seinen Status und ist ein Meister darin, die Menschen seiner Umgebung gegeneinander auszuspielen. Susanne Lothar ist die perfekte Gurkenkönigin in seiner Nachfolge, obgleich Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) Luise König zunächst einmal für das Opfer halten muss, als er sie bei einem von der Tochter Anne König (Lisa Wagner) gemeldeten Einbruch im gurkenverarbeitenden Betrieb gefesselt in Gegenwart eines Vampirs entdeckt.

Zwar misslingt es dem Gummimaskenträger (noch ein doppelter Boden und durchsichtiger Theaterscherz), das Gebäude samt Königin in Brand zu setzen, immerhin aber bringt er auf fatale Weise Krauses Dienstwaffe an sich, ein Utensil, das in der zauberischen Welt von lüsternem Waldtreiben und schlüpfrigen Untoten so gar nichts verloren hat. Die Königin (wer wagt es, sie Chefin zu nennen?) war gerade dabei, ein wichtiges Fax zu erhalten. Nun findet es Prinzessin Anne (wer redet hier von Juniorchefin?).

Was in der Fabrik seinen Ausgang nahm, verlagert sich schnell, sommernachtstraummäßig, mitten in den Wald. Beziehungsweise auf ein Grundstück im Spreewald, an das vorzugsweise mit Kähnen herangestakt wird (gern auch mit erlegtem Wildschwein im Schlepptau, denn dazu sind die Männer hier gut) und nur der Firmenbesitzer aus Stuttgart reist mit dem Auto an, um den Einbruch des Prosaischen in das poetisch gedoppelte Festgeschehen umso deutlicher zu machen. Frau König nämlich wird ihren 50. Geburtstag mit einer großen Feier begehen, Vampire hin oder her.

Wolfgang Stauch (Buch), Ed Herzog (Regie) und vor allem der Kameramann Torsten Breuer gestalten in "Die Gurkenkönigin" einen feenhaften Spreewald mit Untoten und düster-lockender Atmosphäre, wie er zauberhafter kaum zu denken ist. Mittendrin liegen das Haus und der Garten mit seiner Bühne, als wäre er der einzige aus der Zeit gefallene Familientheater-Schauplatz auf der ganzen Welt.

In der inszenierten Einheit von Zeit, Ort und Geschehen führen allen voran die fantastischen Gegenspielerinnen Susanne Lothar und Sophie Rois (als Kommissarsvertreterin ohne Fisimatenten, aber mit einem barschen Charme zum Niederknien) ein Traumstück um Lebensträume und Lebenslügen, um verborgene Wünsche und fremde Bestimmungen und deren Aufklärung auf. Um sie herum gruppieren sich Krause (einmal mehr als die vernünftigere Ausgabe des Wachtmeister Dimpflmoser), Anne (Lisa Wagner) als ältere und Steffi (Jennifer Ulrich) als jüngere Variante ihrer Mutter, der Gurkenkönigin, und die zwei Männer, ein vermeintlich harmloser und ein vermeintlich gefährlicher. Sowohl der Ehemann (Bernhard Schütz) als auch der Liebhaber (Peter Benedict) hätten guten Grund, die Königin vom Thron zu stoßen.

Der alte König Fritz - kleiner Namensscherz am Rande? - (Klaus Manchen) bringt der gurkenessenden, mettbrötchenverzehrenden, sich das Problem quasi einverleibenden Kommissarin Tamara Rusch (Rois) das große Panorama der Familiengeschichte nahe, oder um in bühnentechnischer Sprache zu bleiben, auf den Prospekt.

Der Rest sind alles andere als gewöhnliche, so hochartifiziell komische wie bodenständig wirkende Dialoge, die ihre Bühnenwirksamkeit auf das glücklichste entfalten. Dieser "Polizeiruf" wirkt, als habe ein Puck überall seine Finger reingesteckt, während die Theatergötter hinter der Bühne sich ins Fäustchen lachen. Am Ende ist die Königin tot. Die Gurke aber bleibt. Was aus der Fabrik wird? Das ist nicht Sache dieses Films. Nicht jedem wird er gefallen haben. Wer sich aber hat einfangen lassen von dem betrügerischen Spiel, das sich Theaterzauber nennt, für den war "Die Gurkenkönigin" ein großes Fernsehereignis.

– Heike Hupertz, epd medien


Vampirismus im Sonntagskrimi - geht das? SPIEGEL ONLINE liefert die wichtigsten Fakten zum neuen Sonntagskrimi. Diesmal geht es um den Brandenburger "Polizeiruf", der gekonnt von einer Spreegurken-Dynastie mit Blutsauger-Problem erzählt.

Zeigen die Ermittler richtigen Einsatz?

Gemach! Zwei Tage lang nehmen die Ermittlerin Rusch (Sophie Rois) und Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) eine Spreewaldgurken-Fabrikanten-Familie ins Visier - und machen dabei kein Auge zu. Allerdings kauen sie dabei die ganze Zeit Gurken und Mettwurstbrote, auch der Alkoholnachschub funktioniert. So gesehen: ein easy Job.

Wie blutig ist die neue Folge?

Obwohl es um Vampirismus geht, fließt hier nicht viel Blut. Es werden eher die erotischen Seiten des Stoffes ausgeleuchtet. Wenn mal Blut zu sehen ist, hat das immer eine lustvolle Note.

Wie steht's um die Komik?

Sehr gut, Tragik und Komik halten sich in diesem grotesken Seelenpanorama einer Spreewald-Sippschaft die Waage.

Kann man die Geschichte glauben?

Nein. Soll man aber wohl auch gar nicht. Als Zitat-Krimi mit allerlei Vampirismus-Verweisen entfaltet dieser "Polizeiruf" eine ganz eigene Kraft. Auf Plausibilität kommt es da wirklich nicht an.

Wer hat den besten Auftritt?

Was soll man sagen: Sophie Rois, die schon mal vor zehn Jahren als Co-Ermittlerin im Ösi-"Tatort" unterwegs war, ist mal wieder hinreißend barsch. Eine würdige Vertretung für Maria Simon, die Babypause beim Brandenburger "Polizeiruf" macht.

Lohnt das Einschalten?

Auf jeden Fall. Logik-Spießer sind hier allerdings fehl am Platz.


 

– Christian Buss, Spiegel online


Spreewälder Schurken

Was muss eigentlich passieren, um Luise König (Susanne Lothar) aus der Ruhe zu bringen? Dass die Chefin einer Spreewälder Gurkenfabrik von einem maskierten Mann überfallen wird, dass sie gefesselt, geknebelt und mit Benzin übergossen wird und dass sie vor dem sicheren Feuertod erst in allerletzter Sekunde von unserem Polizei-Kugelrund Horst Krause (Horst Krause) gerettet wird, indem der sich mit tollkühnem Hechtsprung auf das flammende Feuerzeug wirft – all das scheint Luise König wenig aufzuregen. Sie schüttelt sich kurz, klopf ihr Kostüm ab und konstatiert: „War bestimmt nur ein Scherz.“

Oops? Krause schnappt nach Luft. Nicht nur, dass er bei seinem heldenhaften Einsatz seine Dienstwaffe an den Maskenmann verloren hat, nein, wenig später schießt erneut jemand auf die „Gurkenkönigin“. Und das am Vorabend ihres 50. Geburtstages, den sie oppulent feiern will. Doch Madame übergeht auch diesen Vorfall mit der ihr eigenen Grandezza. Wahrlich, was muss passieren, um Luise König aus der Ruhe zu bringen?

Vielleicht muss ihr mal eine Frau wie Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch auf die Füße treten (Sophie Rois). Eine, die sich nicht mit dreisten Sprüchen abspeisen lässt, sondern selber ordentlich austeilt. Eine, die als Schwangerschaftsvertretung für RBB-Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon) kaum von Berlin in den verträumten Spreewald gekommen ist, um nach Scherzbolden oder geklauten Gurkenrezepten zu suchen. Und die schnell dahinter kommt, dass mit der Familie und der Firma König wohl allerhand im Busch ist.

Angefangen bei Ehemann Günther (Bernhard Schütz), der sich für seine Luise und seine Gurken von früh bis spät abrackert aber dafür keinerlei Gegenliebe empfängt. Im Gegenteil, Frau König hält es immer noch gern mit ihrer Jugendliebe Schnitthelm (Peter Benedict), einem abgedrehten Spreewald-Künstler. Und auch die Töchterchen Anne und Steffi König (Lisa Wagner, Jennifer Ulrich) scheinen hinter ihrer Spreewaldtracht mehr zu verbergen, als ihre Eifersüchteleien um den liebestollen Jungunternehmer Maurice Schmitt (Hannes Wegener).

Soviel ist sicher für i.V.-Kommissarin Rusch und ihren perplexen Adlatus Krause: Der potenzielle Mörder kommt aus dem unmittelbaren Umfeld der Königs. Was liegt da näher, als sich bei der Geburtstagsparty unters Volk zu mischen und auf Tuchfühlung zu gehen? In jeder Hinsicht. Gurken und Schurken. Einfach hinreißend, dieser Spreewald-Krimi von Wolfgang Stauch (Buch) und Ed Herzog (Regie). Auch wenn diese Heimatgeschichte etwas unscheinbar und hinterwäldlerisch anmutet, erleben wir doch ein Ensemblespiel, dass die Schwarte kracht. Spröde, erdverbunden, lebensklug. Märkisch, eben. Und voller Zwerchfell-Futter.

Wie „110“-Faktotum Krause brilliert auch Susanne Lothar. Und Frau Rois fügt sich ins RBB-Team, als wäre das ein Klacks. Von wegen Vertretung – sie erledigt ihren Job mindestens so prima wie Maria Simon. Nur auf ihre Weise. „Ihr Spiel und ihre Stimme sind rau und zart, feinsinnig und vehement zugleich“, meinte auch die Jury des Berliner Theaterpreises, die sie am 5. Mai ehren will. Dem ist nichts hinzuzufügen. Nicht einmal, wenn wir sie heute Abend durch die wässrige Optik eines Spreewälder Gurkenglases betrachten müssen.

– Frank Kober, Märkische Allgemeine


(...) Und um es vorwegzunehmen: Ihre Vertretung Sophie Rois („Ich bin die Polizei“) ist so erfrischend anders, dass man sie gleich verhaften und auf einer unbefristeten Stelle festnageln möchte.

Ihr im Spreewald angesiedelter Fall ist schräger, als dort die Gurken sind: Luise König (Susanne Lothar), Inhaberin des regionalen Gurken-Imperiums, wird in ihrer Fabrik überfallen, der Täter trägt eine Vampirmaske, fesselt und knebelt sie, beißt ihr in den Hals und nimmt dem zur Hilfe herbeieilenden Polizisten Krause seine Dienstwaffe weg. Doch weder das Opfer noch seine Familie scheinen den Vorfall sonderlich ernst zu nehmen.

„Die Gurkenkönigin“ ist ein bisschen wie Münster-„Tatort“ im Spreewald, humoristisch zwar eher mit feiner Feder als mit dickem Pinsel gezeichnet, aber dafür um einiges spannender. Und am Ende sogar ein bisschen traurig.

– JS, Neue Osnabrücker Zeitung


Brandenburg - Ein bizarrer Nicht-Mord, ein Opfer, das keines sein will, und zwei Polizisten, die offenbar keiner braucht. Kann man so etwas im engeren Sinn noch Krimi nennen - vor allem, wenn der Praktikant erst am Ende seine lang ersehnte Leiche zu sehen bekommt?

"Die Gurkenkönigin“ ist jedenfalls der kurioseste „Polizeiruf 110“ seit langem.

Und als wäre das nicht genug, muss sich Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) auch mit einer neuen Chefin arrangieren. Die erfrischend uneitle Sophie Rois (Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch) sprang für Maria Simon ein und verwandelt die Brandenburger Szenerie noch mehr in ein Skurrilitätenkabinett.

Zu dem nur Krause schwer Zugang findet. All das fängt Ed Herzog vor der Spreewaldkulisse grotesk und mit wunderbaren Personenstudien ein: Da führt Polizist Wolle (Fritz Roth) telefonisch eine Häschen-Ohren-Debatte, während auf der anderen Leitung ein Einbruch gemeldet werden will. Da singt Kommissarin Rusch ihrer Gegenspielerin und Chefin aller Gurken Luise König (Susanne Lothar) auf deren biestige Anordnung hin ein Kinderschlaflied vor und kuschelt anschließend mit Schauerpuppen. Da spielt die Geburtstagspartyband eine Art Ost-Rock‘n‘Roll zum Tanz, während die Patriarchin das Lebenselixier der eigenen Familie verhökert. Und während all dem sitzt Polizeihauptmeister Krause mit Schäferhundmischling Haduck auf der Treppe und testet – klar – Gurken.
Nur am Ende darf auch er aktiv werden, darf auf seinem Polizeieinsatz samt Boot und Ziege das bestätigen, was er eh längst wusste. Die beiden Chefinnen sind ihm mental sowie spielerisch in seinem eigenen Revier überlegen. Er bleibt auf der Strecke. Und wird so selbst zum Exot unter all den Kuriositäten.

– Angelika Mayr, Münchener Merkur


Eine richtige Gurkentruppe hat sich Sonntagabend im Polizeiruf „Die Gurkenkönigin“ (ARD, 20.15 Uhr) um den beliebt beleibten Krause (Horst Krause) versammelt.

Angefangen bei seiner neuen Partnerin Tamara Rusch (Sophie Rois), die eher wie eine unter ADS und Laberkrankheit leidende Spätpubertierende wirkt, als eine glaubwürdige Polizeiermittlerin, bis zu einem verhinderten Mörder im Vampirkostüm, auweia! Auch das schauspielerisch überzeugende Opfer (Susanne Lothar), das alle Mordversuche kaltschnauzig abtut, macht die Sache nicht besser, sondern unglaubwürdiger.

Sie und ihre emotional gefrostete Familie bilden den Mittelpunkt in diesem Spreewald-Krimi. Der Eindruck entsteht, dass sie allesamt nicht alle Gurken im Glas haben. Die Polizeiruf-Reihe muss schon immer als Experimentierfeld für TV-Doofheiten herhalten, doch Krause blieb bisher verschont. Lediglich subtile Wildwest-Romantik karikierte Land und Leute. Und das durchaus liebevoll. Jetzt ist Schluss damit, wer sich das Rumgegurke antun will, soll einschalten.

 

– Fernseh-Highlight von Martin Geiger, Berliner Kurier


Lothar, Stauch, Ed Herzog & Sophie Rois als Kommissarin, die uns noch gefehlt hat


Ein wenig dreist, ein bisschen Columbo, mit großer Schnauze und falschem Schuhwerk – so kreuzt Tamara Rusch als Schwangerschaftsvertretung für Olga Lenski im Spreewald auf.  Sophie Rois ist die ideale "Übergangslösung" für Maria Simon, und "Die Gurkenkönigin" ein skurriles, gut gebautes Krimi(beziehungs)drama mit passgenauer Besetzung. Endlich mal ein Whodunit, der mit seiner Einheit von Raum, Zeit und Handlung richtig Spaß macht.

Ein Blutsauger geht um im Spreewald. Jedenfalls wird die Geschäftsfrau Luise König Opfer eines bizarren Übergriffs. Ein Mann mit Vampirmaske fesselt und knebelt die Besitzerin des traditionsreichen Familienunternehmens „Gurkenkönig“. Danach schüttet er Benzin aus und tänzelt – mit einem Feuerzeug spielend – um sein Opfer herum. Dorfpolizist Krause kommt zu Hilfe, zieht die Waffe – dann plötzlich ist der Spuk vorbei. Der „Vampir“ kann entkommen. Luise König gibt sich wenig kooperativ. Sie spielt den Vorgang als Einbruch herunter – und möchte am nächsten Tag ungestört, mit Familie und Freunden ihren 50. Geburtstag feiern. Kommissarin Tamara Rusch und Wachtmeister Krause laden sich gegen den Willen der Gastgeberin zum Fest ein. „Ach, wie schön hier draußen, fast zu schön für einen Mordversuch“, schwärmt die toughe Kommissarin. Sie nimmt an, dass die merkwürdige Firmenchefin in Lebensgefahr schwebt. Und tatsächlich. Bereits in der Nacht fällt ein Schuss – und tags darauf bricht das „Gurkenkönig“-Imperium jäh in sich zusammen.

Weshalb muss sich eine Kommissarin im Fernsehen immer so verhalten, wie man glaubt, dass sich eine Polizistin in Wirklichkeit verhält? Mit dieser Maßgabe und Sophie Rois als Traumbesetzung hat sich offenbar Wolfgang Stauch ("Unter Verdacht") ans Drehbuch von „Die Gurkenkönigin“ gemacht. Ein bisschen dreist und unverschämt („ich bin die Polizei“), ein bisschen Columbo, mit großer Schnauze und mit falschem Schuhwerk – so kreuzt Tamara Rusch als Schwangerschaftsvertretung für Olga Lenski im Spreewald auf. Aushorchen scheint ihre Spezialität zu sein. Nur am potenziellen Opfer beißt sich die Kommissarin die Zähne aus. Wie ein Raubvogel hat Rusch die Augen überall – und wenn es sein muss, geht sie bei einem Verdächtigen schon mal beim Tanze erotisch auf Tuchfühlung. Da will auch Krause zeigen, was er kann – und unternimmt eine Erkundungsfahrt ins Vlies.

„War doch nicht schlecht“, meint Krause am Ende. „Es hätte auch besser gehen können“, entgegnet die coole Kommissarin. Die „Lösung“ des Falles vielleicht. „Die Gurkenkönigin“ von Ed Herzog aber holte als „Übergangslösung“ (die Potsdamer Kommissardarstellerin Maria Simon befindet sich wie ihre Figur in der Babypause) das Optimale heraus. Ein gut inszeniertes Krimi-Drama mit spielerischer Note und einem Familienfest als Handlungsrahmen, eine Kommissarin als ein gepflegter V-Effekt auf zwei daherstöckelnden Beinen, eine stimmungsvolle Landschaft, die den rätselhaften Fall wunderbar spiegelt und die die passende Entsprechung für die ungewohnte Krimi-Dramaturgie ist – das sind mehr als nur glückliche Fügungen. Das ist ein mit viel Phantasie und leichter Hand entwickelter TV-Krimi, ein Whodunit-Schmankerl der besonderen Art. Vordergründig geht es um Liebe und Leidenschaft, um Glückssuche und um ein Geschäft mit dem „grünen Gold des Ostens“, ein Geschäft, das die Hauptfigur sichtlich auffrisst (in jeder Hinsicht die perfekte Besetzung: Susanne Lothar).

Fazit: Ein Tusch für Rusch. Eine Kommissarin wie sie – verkörpert von Sophie Rois, die kurz vor der Jahrtausendwende mit Harald Krassnitzer im "Tatort" schon einmal erfrischend auf Verbrecherjagd war – hat uns wirklich noch gefehlt! Schade, dass ihr Einsatz nur ein Intermezzo bleibt. Der Vorteil: „Die Gurkenkönigin“ bleibt als Reihenkrimi ein Unikat und wird einem sehr viel länger in Erinnerung bleiben als viele „Tatorte“.

– Rainer Tittelbach, tittelbach.tv


Vampir trifft Gurkenkönigin im neuen Polizeiruf
Neben dem Tatort gibt der seltener ausgestrahlte Polizeiruf oft den Außenseiter-Krimi. Die Gurkenkönigin, der neue Fall aus Brandenburg, stellt trotzdem so einige der jüngeren Tatorte in Sachen Witz, Spannung und Atmosphäre in den Schatten.

 

Gleich die guten Nachrichten vorneweg. Theater- und Drehbuchautor Wolfgang Stauch liefert auch die Vorlagen für zwei kommende Tatorte vom Bodensee und aus Münster. Warum das eine gute Nachricht ist? Sein Drehbuch für den heute gezeigten Polizeiruf 110: Die Gurkenköniginsprüht nur so vor ungewöhnlichen Einfällen, cleveren Dialogen und einer forschen Art, die der etwas drögen deutschen Krimi-Landschaft gut steht. Es hilft natürlich auch, dass hervorragende Schauspieler wie Susanne Lothar, Sophie Roisund der unersetzbare Horst Krause seine Zeilen vortragen.

Lokalkolorit: Es ist nicht alles Chanel, es ist meistens Schlecker, kein Wunder dass so viele von hier weggehen, aus Brandenburg, sang ein Bardevor langen Zeiten, wie gemacht für den neuen Polizeiruf. Anstatt ranzige Plattenbauten, leere Einkaufspassagen oder verlassene Dörfer in Augenschein zu nehmen, entführt uns der Sonntagskrimi in die eher unheimlichen, denn idyllischen Wälder der dünn besiedelten Region. Dort bittet die Gurkenkönigin zur Feier ihres 50. Geburtstags und alle kommen. Auch ihr Mörder. Begleitet wird die groteske Scharade vom Polka-Reggae (!) der Band Budzillus.

Plot: Will Dracula die Gurkenkönigin in Flammen setzen oder ist das nur ein ungewöhnliches Vorspiel? Aushilfkommissarin Tamara Rusch (Sophie Rois als Ersatz der schwangeren Maria Simon) und Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) glauben an ersteres. Die Gurkenfabrikantin Luise König (Susanne Lothar), eben noch in Lebensgefahr, will mit der Polizei nix zu tun haben. Niemand soll ihr Fest zum 50. Geburtstag in Unruhe bringen. Rusch und Krause ziehen zum Schutz trotzdem bei ihr ein und entdecken eine von Intrigen, Enttäuschung und dunklen Geheimnissen zersetzte Familie, deren Zerwürfnisse auch durch viel Schminke nicht kaschiert werden können. Am Ende haben alle Teilnehmer ein Motiv. Den klassischen Tatort-Plot umdrehend, steht nur noch die Frage im Raum, wer die Gurkenkönigin tatsächlich umbringen wird.

Unterhaltung: Das wöchentliche Mitschreiben von Zitaten ist bei den Sonntagskrimis zu einem meiner ersten Gradmesser für die Qualität geworden. Bei den Leipzigern und Kölnern sah die Sammlung letzte Woche beispielsweise auch nach 180 Minuten recht mau aus. Dagegen hat mir Polizeiruf 110: Die Gurkenkönigin fast eine Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk beschert. Perfekt zugeschnitten auf den brüsken Charme von Sophie Rois und Susanne Lothar, dürfen sich Tamara Rusch und die Gurkenkönigin in der herrlich grotesken Abgeschiedenheit Dialogschlachten mit den anderen Herrschaften liefern. Ein paar Beispiele: “Wer hat denn heute Nacht auf sie geschossen?” – “Sie langweilen mich.” und “Sie tanzen richtig gut. Vielleicht sollten wir Telefonnummern austauschen.” – “110. Können sie sich das merken oder soll ich’s aufschreiben?”

Tiefgang: Das nicht mehr ganz so neue Jahr 2012 strotzt nur so vor Klein- und Großunternehmern, die in Verbrechen verwickelt werden, zumindest wenn wir nach den Sonntagskrimis gehen. Der neue Polizeiruf beschäftigt sich mit dem Grünen Gold, das in Post-Wende-Zeiten zur Leutchtturmindustrie im Osten wurde. Doch während die Verwandschaft aufs Geld der Gurkenkönigin schielt, hat Luise nach all den Jahren genug. Wandelt sie durch den Großteil des Films wie ein gefühlloses, über die Jahre erkaltetes Wrack, haucht ihr erst der Schlussstrich das Leben ein, das sich vielleicht einst in ihr verbarg. Die Firma hat, schon zu Zeiten von Opa Gurke (“Wer immer zu früh kommt, kommt nie zu spät.”), die Familie zerstört. Die Tragik der Gurkenkönigin ist, dass ihre Befreiung aus den Zwängen ihres Erbes ihr Ende bedeuten muss.

Mord des Sonntags: Mit einem Kopfschuss liegt sie im Wasser, die Gurkenkönigin. Er stammt nicht von einer Schrotflinte.

Zitat des Sonntags: “Schön, wenn die ganze Familie mal wieder zusammenkommt, was?” – “Sie haben wohl keine.”


 

– Jenny Jecke, Moviepilot


Wäre Maria Simon nicht die wunderbar geheimnisvolle Schauspielerin, die sie ist, sie müsste sich womöglich Sorgen machen. Sorgen um ihre Anstellung als "Polizeiruf 110"-Ermittlerin im Brandenburgischen. Weil die 36-Jährige im echten Leben wie auch in der Kommissarsrolle der Olga Lenski ein Kind zur Welt brachte, glänzt sie im aktuellen Fall "Die Gurkenkönigin" mit Abwesenheit. Und die Vertretung? Tanzt gleich mal Polka auf dem Tisch. Die großartige Sophie Rois ist als Schwangerschaftsvertretung Tamara Rusch eine einzige Schau, der zugehörige Film von Wolfgang Stauch (Buch) und Ed Herzog (Regie) der skurrilste ARD-Sonntagskrimi seit Langem.

Warum? Zum Beispiel, weil überhaupt niemand ermordet wurde. Aber doch immerhin fast. Die Chefin (Susanne Lothar) eines Spreewaldgurkenbetriebs (Werbeslogan: "Das grüne Gold des Ostens") wurde von einem Mann mit Vampirmaske tüchtig erschreckt und beinahe abgefackelt. Wäre da nicht Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) beherzt dazwischengegangen. Der Attentäter türmt indes mit seiner Dienstwaffe.

Im atmosphärischen Setting eines feudalen Spreewaldanwesens mischen sich Krause und die Aushilfskommissarin Rusch alsbald unter die Geburtstagsgesellschaft des seltsam teilnahmslosen Beinahe-Opfers, um den Nicht-Fall aufzuklären. In dieser Spreewaldgroteske geht's immer bunter zu, sogar eine Art surreale Traumsequenz leisten sich die Macher. Humor hat das Ganze. Aber wie immer gilt: Man muss ihn auch verstehen. Wer auf die typische Sonntagabend-Krimiunterhaltung samt Show-down hofft, wird bitter enttäuscht sein.

Die Kommissarin macht sich derweil ein bisschen unentbehrlich. Sophie Rois ist als Urlaubsvertretung eine fast verschwenderisch gute Besetzung. Man wünscht sich mehr von dieser seltsamen Ermittlerin, die der Hausherrin Schlaflieder vorsingt und einen Verdächtigen im erotischen Nahtanz nach Waffen abtastet. Realismus wird in diesem Film erfreulich kleingeschrieben. Kaum zu glauben das alles? Ja, kaum zu glauben, dass der RBB diese göttlich vergurkte Produktion durchgewunken hat.

 

– Jens Szameit, Yahoo.de


„Professor Van Helsing!“, so trocken ironisch stellt sich die neue Kripochefin ihrem wackeren Wachtmeister (Horst Krause) vor. Und der olle Krause wird mit der sehr unorthodoxen Vertretung seiner schwangeren Kollegin Olga Lenski (Maria Simon) noch reichlich makabren Spaß haben. Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch (wunderbar: Sophie Rois) und ihr wohl beleibter Adlatus stecken nämlich schon nach wenigen, schön schrägen Filmminuten in einem äußerst mysteriösen Fall: Einbruch? Kidnapping? Brandanschlag? Mordversuch? Nix Genaues weiß man nicht im morbide-idyllischen Spreewald nahe Lübbenau. Sicher ist nur: Krauses Dienstwaffe ist weg - geklaut nach seinem Einsatz. Luise König (ebenfalls herausragend: Susanne Lothar), Chefin eines bekannten Gurken-Imperiums, war da Opfer eines seltsamen Anschlages geworden. Ein Vampir im Graf-Dracula-Kostüm hatte sie gefesselt, geknebelt und, ganz nebenbei, auch gebissen, um danach Fabrik und Fabrikantin abfackeln zu wollen. Nachdem das Ganze durch Krauses Eingreifen glimpflich ausgegangen ist, kann die „Gurkenkönigin“ also nun doch wie geplant ihren Fünfzigsten feiern.

Während dieses zunehmend schrulligen Festes mit Country-Band und Wildsau am Spieß wird aber nun sehr bald klar, dass es im Hause König kräftig rumort: Da wäre ein frustrierter Ehemann (Bernhard Schütz), ein wenig gelittener Romeo zwischen gleich zwei Gurkenprinzessinnen, dann noch Luises Lover (Peter Benedict) - und die offenbar emotional verzwickte Vergangenheit aller. Das Duo Rusch/Krause hat jedenfalls alle Hände voll zu tun und, als sich der Spreewald-Nebel ein wenig lichtet, auch noch eine Leiche vor der Nase. Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog haben ein seltenes Meisterstück abgeliefert, das großartigen Humor, kuriosen Krimistoff und herrlich skurrile Figuren unter einen Hut bringt. Absolut sehenswert.
 

– Peter Müller, Wiesbadener Kurier


Interview: "Und zur Not hilft man halt mit Kunstnebel nach"
Drehbuchautor Wolfgang Stauch hat den TV-Krimi "Die Gurkenkönigin" geschrieben.
Cottbus Im Spreewald gehen die Vampire um. Zumindest im neuen "Polizeiruf 110". Im Fokus des Verbrechens steht eine Gurkenfabrikantin. Drehbuchautor Wolfgang Stauch würzt seinen Krimi mit Grusel und einem Hauch Humor.
Ein Vampir im Spreewald?! Haben Sie eine Vorliebe fürs Absurde?
Diese üblichen Tatortanfänge am Sonntagabend kennt man ja. Da ist man als Autor schon froh, wenn man mal was anderes machen kann. Und die Zuschauer sind womöglich froh, mal was anderes zu sehen. Da Vampirromane gerade Riesenauflagen haben, dachte ich, dass so ein typischer Spreewaldvampir sicher Rieseneinschaltquoten garantiert.
Gab es Vorgaben, was die Story angeht?
Kaum. Das ist schon meins. Andererseits hat so ein, das sage ich respektvoll, uraltes Format wie der Brandenburger Polizeiruf natürlich ungeschriebene Gesetze, auf die man mich hie und da aufmerksam gemacht hat. Die Reihe ist natürlich auch ein Wanderzirkus, der durch Brandenburg zieht. Die klarste Vorgabe diesmal war: Spreewald.
Wie weit reicht überhaupt der Einfluss des Drehbuchautors? Bis wohin können Sie mitbestimmen, was aus Ihrem Buch wird?
Rein rechtlich und vertraglich gesehen kann ich gar nichts bestimmen. Man kann dem Autor im Grunde zu jeder Zeit das Buch wegnehmen, aus einer Engländerin eine Milchziege machen und den Kommissar im Kopfstand Seemannslieder singen lassen. Mit klugen Regisseuren passiert das normalerweise nicht. Mit Ed Herzog diskutiere ich schon mal über Dinge, für die ich nicht zuständig bin, zum Beispiel über die Besetzung. Entscheiden kann ich da natürlich nichts. Aber wenn ich sage, dass ich mir die oder den gar nicht vorstellen kann, aber vielleicht den oder die, hat das mittlerweile nach knapp 15 Krimis einen gewissen, wenn auch bescheidenen Einfluss.
Wie weit ist der Polizeiruf, der am Sonntag gesendet wird, vom ersten Drehbuchentwurf entfernt?
Eigentlich sehr nahe dran. Natürlich gab es nicht nur eine Drehbuchfassung, aber es heißt ja nicht, dass auch ich die erste für die beste halte. Produktion, Redaktion, Regie und Autor arbeiten miteinander, man diskutiert, streitet sich auch manchmal – und am Ende ist, wenn es gut geht, die vierte Fassung besser als die erste.
Es ist die vierte Zusammenarbeit mit Regisseur Ed Herzog. Was macht einen Stauch/Herzog-Krimi aus?
Vermutlich ist es der Humor. Obwohl es sehr viele Regisseure in Deutschland gibt, gibt es nicht allzu viele, die einen guten Humor haben und wenigstens die Witze und Pointen verstehen, die in meinen Büchern stehen. Wobei – wir machen gerade den fünften Film zusammen, einen Tatort aus Konstanz, der über weite Strecken ganz ohne Humor auskommt. Es scheint auch noch was anderes zu sein.
Beim neuen Polizeiruf war der Spreewald als Schauplatz vorgegeben. Hat denn das Idyll das Zeug zum Krimischauplatz?
Na und wie – und zur Not hilft man halt mit Kunstnebel nach!
Gurken, Blaudruckschürzen und Eingeborene, die ihre Ziegen in Kähnen spazieren fahren – ganz ohne Klischees geht's im Polizeiruf nicht. Ist das das Bild, das die Hauptstädter vom brandenburgischen Hinterland haben? Waren Sie vor Ort, um sich ein Bild vom Spreewald zu machen?
Ich kenne den Spreewald etwas, mit Redaktion und Produktion haben wir dann auch noch eine kleine Recherchereise gemacht. Also, die Gurken sind vermutlich nicht nur Klischee, sondern auch Wirtschaftsfaktor, die Schürzen gehören zur Figur "Anne", die ja auf einem Werbekahn Gurken ausliefert, und die Ziege. . . – eigentlich sollten da ein paar stramme Jungs mit einem Sportkanu fahren, das ging aber aus Gründen, die ich nicht erläutern darf, nicht. Also musste man vor Ort improvisieren.
Was glauben Sie halten die Spreewälder von dem Bild des Spreewalds, das in diesem Polizeiruf vermittelt wird?
Diese Frage können vermutlich nur die Spreewälder selbst beantworten. Die Lausitzer Rundschau könnte ja eine Umfrage machen.
Im Mittelpunkt des Polizeirufs stehen die vielschichtigen Konflikte einer Unternehmerfamilie. Sie stammen selbst aus einer Unternehmerfamilie, haben aber der Pfalz den Rücken gekehrt und leben nun als Schriftsteller und Drehbuchautor im fernen Berlin. Wie viel Autobiografisches steckt in diesem Polizeiruf?
Eigentlich dachte ich, dass da recht wenig drinsteckt. Aber natürlich kenne ich aus eigener Erfahrung, dass man sein Leben für ein "Ding" lebt, wie zum Beispiel für eine Gurkenfabrik. Und dass man, wenn man dann anfängt, dieses Ding zu hinterfragen, womöglich anfangen muss, sein ganzes Leben zu hinterfragen. So, wie Luise König das tut. "Gurkenfabriken machen nicht glücklich" ist ja irgendwie der zentrale Satz, man muss "Gurkenfabriken" nur durch etwas anderes ersetzen, und schon ist man womöglich ganz bei sich selbst.
In der "Gurkenkönigin" hat Sophie Rois ihren ersten Auftritt als Kommissarin Tamara Rusch. Die Rolle scheint ihr auf den Leib geschrieben. Stand gleich fest, dass sie die Rolle übernehmen würde?
Bei den ersten Überlegungen zu der Geschichte wusste ich noch nicht, dass Maria Simon, also die eigentliche Ermittlerin, schwanger war. Dann wusste ich, dass Sophie Rois angefragt war, und weil sie schnell zugesagt hat, konnte ich wirklich für sie schreiben, also in der Tat speziell für sie eine Ermittlerfigur erfinden. Lustig war die Figur der Luise König. Bei ihr hatte ich mir beim Schreiben immer Susanne Lothar vorgestellt. Und ohne dass ich das je geäußert hätte, war sie plötzlich für die Rolle besetzt.
Sie schreiben Drehbücher für verschiedene Krimiserien wie "Unter Verdacht" mit Senta Berger, den "Polizeiruf 110" und gerade erst einen "Tatort" für das Ermittlerduo aus Münster. Jeder der Kommissare hat seinen eigenen Charakter, seinen Stil und seine Sprache. Ist es schwierig, die Figuren immer wieder typisch zu treffen?
Am schwierigsten finde ich es, wenn man vorher überlegen muss: Hm, der Kommissar oder der, wie ist der denn eigentlich? Es gibt ja nun doch ein paar Ermittler im Fernsehen, die sich lediglich dadurch unterscheiden, dass sie von einem anderen Schauspieler gespielt werden. Eigentlich liebe ich klare, fast überzeichnete Figuren wie etwa den Dr. Reiter in "Unter Verdacht". Wenn ich weiß, wie die sind, kann ich die auch mal gegen den Strich bürsten – wobei man dann bisweilen die Schauspieler gegen sich hat, die dann sagen: Ich spiele meine Rolle schon seit 1650, und ich bin der Einzige, der weiß, wie die Figur tickt.
Sie haben Ihr Germanistik-Studium abgebrochen, um Schriftsteller zu werden. Jetzt sind Sie als Drehbuchautor erfolgreich. Müssen Schriftsteller heutzutage Drehbücher schreiben, um ihre Familie ernähren zu können?
Sagen wir mal so: Die Wahrscheinlichkeit, mit Drehbüchern Geld zu verdienen, ist vermutlich höher als die, mit Romanen Geld zu verdienen. Wobei es genügend arbeitslose Drehbuchautoren gibt. Da seit einigen Jahren der Studiengang "Drehbuch" an immer mehr Filmhochschulen angeboten wird, suchen jährlich etwa 60, 70 frisch ausgebildete Autoren Arbeit und Aufträge. Es wird also für Einsteiger mit Zertifikat jedes Jahr schwieriger, wenigstens sich selbst zu ernähren.
Bleibt neben dem Drehbuchschreiben noch Zeit für neue literarische Projekte?
Ich will im nächsten Jahr ein Kinderbuch schreiben. Ob wirklich Zeit dafür ist, wird sich zeigen.

– Interview Nicole Nocon, Lausitzer Rundschau


Das grüne Gold des Ostens

Der altgediente Polizeihauptmeister Krause (Horst Krause) hat in fast 25 "Polizeiruf 110"-Dienstjahren schon so manches gesehen. Aber so etwas? Da hockt die Chefin eines Spreewaldgurkenbetriebs gefesselt und geknebelt in einem Benzinkreis. Der Täter, maskiert wie ein Vampir, fuchtelt schon bedrohlich mit dem Feuerzeug, als der korpulente Streifenpolizist das Schlimmste verhindern kann. Der "Vampir" kann mit Krauses Dienstwaffe entkommen. Und das Beinahe-Mordopfer? Dem scheint das alles schnurzegal. Ein bizarrer Nichtfall für die Vertretung der schwangeren Kommissarin Olga Lenski (Maria Simon hat auch im wahren Leben ein Kind zur Welt gebracht): Tamara Rusch heißt sie und ist fast verschwenderisch gut besetzt mit der wundervollen Sophie Rois. Kaum ist die Chefin außer Haus, tanzt die Schwangerschaftsvertretung Polka auf dem Tisch. "Die Gurkenkönigin" ist der skurrilste ARD-Sonntagskrimi seit Langem.

Wenn man hier im engeren Sinne überhaupt noch von einem Krimi sprechen kann. Er wolle jetzt endlich mal seine erste Leiche sehen, wird der unbeholfene Polizeipraktikant im Verlauf des Films einmal hadern. Aber damit kann die von Wolfgang Stauch erdachte und von Ed Herzog inszenierte Spreewaldgroteske über weite Strecken nicht dienen.

Luise König (Susanne Lothar), Chefin des erfolgreichen Familienunternehmens "Gurkenkönig" (Werbeslogan: "Das grüne Gold des Ostens"), ist ja mit dem Schrecken davongekommen, den man ihr nicht mal anmerkt. Ermittlungen seitens der Brandenburger Vertretungskommissarin Rusch kommen ihr ungelegen. Die Feierlichkeiten zu ihrem 50. Geburtstag stehen bevor. Kooperation sieht anders aus. Deshalb mischen sich Rusch und Krause einfach unter die Partygäste.

In der Abgeschiedenheit eines feudalen Spreewaldanwesens kommen recht eigenartige Familienverhältnisse zum Vorschein. Die Töchter (Lisa Wagner, Jennifer Ulrich) - gewissermaßen die Prinzessinnen der Gurkenkönigin - streiten um denselben Mann. Und auch ihre Mutter hält offenbar nicht viel von Monogamie. Neben dem geschäftstüchtigen Gatten (Bernhard Schütz) taucht uneingeladen ihr längjähriger Liebhaber Schnitthelm (Peter Benedict), ein erfolgloser Künstler, auf.

Nachts fallen Schüsse mit dem Jagdgewehr, tagsüber schießen subtile Pointen aus den derben Dialogen. Wo sich da der Krimi versteckt? Irgendwo zwischen den gefühlten Koordinaten Agatha Christie und Emir Kusturica. Die Partyband spielt eine Art Ostblock-Rock'n'Roll. Kommissarin Rusch singt der Patriarchin nach entsprechender Aufforderung ein Nachtlied, das in eine ansatzweise übernatürliche Gruselsequenz überfließt. Der Fall: genüsslich vergurkt. Die Kommissarin: eine Schau. Wäre es nicht die ihrerseits ganz formidable Maria Simon, die sich da vertreten lässt, sie müsste sich womöglich um ihren Job sorgen.

– Jens Szameit, teleschau - der mediendienst


Hier passt alles: Story, Stars und die grandiosen Ermittler.

– tv14


Schwangerschaftsvertretung jetzt auch im TV: Im "Polizeiruf 110: Die Gurkenkönigin" (20.15 Uhr, ARD) vertritt Sophie Rois als Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch die in echt und in ihrer Rolle als Olga Lenski schwangere Maria Simon. Und wenn es nicht so platt wäre, könnte man ihr gleich ein Loblied singen: "Ein Tusch für Rusch!".
Ein gutes Händchen beim Casten des Krimis (Regie: Ed Herzog, Drehbuch: Wolfgang Stauch) bewies man auch für die Rolle der titelgebenden Gurkenkönigin und ihrer Töchter: Susanne Lothar, Lisa Wagner und Jennifer Ulrich sind wirklich klasse.

– TV today


Es ist, wie es ist

Diesen Film einen Krimi nennen, das wäre nicht falsch, aber voreilig. Der Mord ereignet sich eine Viertelstunde vor Zapfenstreich, und von Mord bis Aufklärung braucht’s ne halbe Minute. Und Schuld? »Schuld ist immer der, der abdrückt.« Noch Fragen? Weshalb die beiden Ermittler sich überhaupt auf dem Spreewälder Gurkenhof einmieten, nicht einmal das ist lückenlos begründbar; es ist die sympathisch intuitive Frei-nach-Schnauze-Haltung, mit der Horst Krause uns bereits in Schulze gets the blues verblüffte. Von WOLF SENFF

Ausschlaggebender Grund ist der Überfall, bei dem ursprünglich auch der Hof mit abgefackelt werden sollte. Der Täter stellt sich etwas dusslig an dabei, möchte man meinen, jedoch er entkommt. Klar, dass so was verfolgt wird, zumal im Ablauf der Ereignisse Krausens Dienstpistole abhanden kam: eine unglückliche Verkettung von Umständen – was jedoch weder Krause (Horst Krause) noch die Kommissarin Tamara Rusch (Sophie Rois) sonderlich stört, denn: So ist das Leben. Einfach genial!, könnte man jetzt ausrufen: Es handelt sich um einen Film, der uns zeigt, wie eigenwillig das Leben ist und dass es nach Regeln abläuft, die unseren dröhnenden Psycho-, Bio-, Gen- und sonst wie Wissenschaftlern auf immer und ewig verschlossen bleiben werden.

Das allein wäre großes Kino: uns zu zeigen, dass man Leben respektieren kann. Aber gibt natürlich genug Leute, die keinen blassen Schimmer haben, wovon die Rede ist, leider. Das geht ihnen nicht in die Köpfe. Nun denn. Es ist, wie es ist.Der Film setzt auch ein höchst aktuelles Thema. Er zeigt eine nachwachsende Generation, die in jeder Hinsicht über den Tisch gezogen wird: mit dem Familienbesitz, dem Wunsch nach eigenen Nachkommen, der Gewissheit von Bruder-Schwester-Verhältnissen, von familiärer Eintracht gar nicht zu reden – die Grundlage, auf der Vertrauen zwischen den Generationen wächst, ist irreparabel beschädigt. Oh, oh, und all das wird an einem Sonntagabend gereicht.

 

»Wenn jeder zweite Chinese pro Jahr eine Gurke isst, sind das bei zwölf Gurken im Glas .. vierundfünfzig Millionen.« Die Firma Gurkenkönig ist ein ambitioniertes Unternehmen, ein Familienbetrieb mit Weiterungen. »Bitte um Entschuldigung«, sagt der Vater zum Kommissar, »das ist mein Sohn«. – »Also wenn Sie ihn verknacken«, ergänzt der Sprössling mit kühlem Blick auf den Erzeuger, »dann bitte lebenslänglich – egal für was.«

 

Die Mutter Luise König (Susanne Lothar) sucht Stärke vorzutäuschen, Kontrolle, Gewissheit, doch es ist stets dasselbe mit Stärke, Kontrolle, Gewissheit  – die arme Frau ist ein mitleiderregendes Bildnis des Jammers; über ihre Töchter herrscht sie mit unauffälliger Selbstverständlichkeit wie einst die Väter über ihre Söhne, und auch das ging bekanntlich nicht gut aus. Die Figuren sind tragisch, der Film stellt Menschen ins Zentrum, die durch den Untergang des Betriebs in den Abgrund gerissen werden. Bewundernswert, dass man so dichten, bewegenden Inhalt so scheinbar mühelos in einen Krimi kleidet (Drehbuch: Wolfgang Stauch, Regie: Ed Herzog).

Während uns neuerdings wieder mal massiv Serien aus den USA angedient werden – die dortige Medienindustrie möchte ihre Produkte absetzen und bläst zur jugendlich aufgehübschten PR-Offensive –, pflegt der deutsche Sonntagabend-Krimi seine unverwechselbar eigene Identität. Ob wir es noch erleben, dass in einem Krimi aus den USA die sozialen Verwerfungen in God’s own country zum Thema gemacht werden? Wohl kaum.

– Wolf Senff, Titel Kulturmagazin


Ein Vampir im Spreewald? Wachtmeister Krause ermittelt mit Kollegin Sophie Rois.

Der Täter trägt ein Vampirkostüm und ist flüchtig, Krause (Horst Krause) konnte den Anschlag auf Gurkenfabrikantin König (Susanne Lothar) gerade noch verhindern. Das Beinaheopfer und seine Familie zeigen sich an einer Aufklärung seltsam desinteressiert. Kurzerhand laden sich Krause und seine neue Kollegin Tamara Rusch (Sophie Rois) auf die große Geburtstagsparty der "Gurkenkönigin" ein … .

An diesem (fast) einzigen Schauplatz tummeln sichVerhaltensexzentriker, die aus einem dünnen Plot eine pralle Familiengroteske mit garstigem Humor machen. Allein Sophie Rois (einnehmend, resolut, gefährlich) und Susanne Lothar (säuerlich und unberechenbar) sorgen für unbezahlbare Momente.  Schräg und scharf, aber keine Gurke.

Humor  Anspruch  Action  Spannung  Erotik

**            *                    *              *

– TV Spielfilm


Nach dem neusten Fall aus dem Großraum Berlin, "Die Gurkenkönigin", will man vor allem anderen eines tun: Eine Unterschriftenaktion starten, die zum Ziel hat, Sophie Rois als neue Ermittlerin, ganz gleich wo, zu etablieren und ihr schnellstmöglich einen festen Standort zu verpassen. Diese Frau ist derart überzeugend und urkomisch, dass man sich als Zuschauer wünscht, sie noch viel öfter in einer genau solchen Rolle sehen zu dürfen. Als Kriminalhauptkommissarin Tamara Rusch ist sie jedenfalls ein Fest - und das von der ersten bis zur letzten Minute.
Regisseur Ed Herzog und Drehbuchautor Wolfgang Stauch haben sich aber auch einem durchgeknallten Fall einer mehr als seltsamen Familie angenommen, der nicht gänzlich in das 0815-Schema eines "Polizeiruf 110" passt, was für sich genommen schon herrlich erfrischend ist. Hier ist ein vollkommen anderer, urkomischer und noch dazu sehr atmosphärischer Krimi entstanden, von dessen Qualität man nicht genug bekommt und weitere sehen möchte.
"Polizeiruf 110 - Die Gurkenkönigin" ist unterhaltsame, sehr lustige und absolut überzeugend in Szene gesetzte Krimiunterhaltung. Großartig! (5 von 5 Sternen.)

– Thomas Ays, Moviesection.de