Weihnachts - Tatort ‘Côte d’Azur’ am 1. November in der ARD: „Eine kleine, subtile Kriminalgeschichte über Leute, für die sich normalerweise keine Sau interessiert.“

Franzi wäscht Wäsche, Bill hat eingepullert© SWR / filmstarts

Die Côte d'Azur ist ein Stück Küste in Frankreich und der Titel eines eigentlich als Weihnachtsfolge konzipierten SWR-Tatorts, nun ist die Erstausstrahlung auf den 1. November vorverlegt worden - zum üblichen Sonntagabendtermin in der ARD um 20:15 Uhr. „Ed Herzog und Wolfgang Stauch“, findet TV Spielfilm, „haben u. a. den famosen „Polizeiruf 110: Die Gurkenkönigin“ fabriziert. Ein feines, mit Empathie gezeichnetes Figurenensemble zeichnet auch ihre sechste Zusammenarbeit aus.“
Und Jens Szameit von der Teleschau meint: „Es ist eine kleine, subtile Kriminalgeschichte über Leute, für die sich normalerweise keine Sau interessiert Auch nicht im „Tatort“, wo so mancher Schreiber unterhalb der Weltverschwörung keinen Fall mehr anlegt.
Zwischen den beiden Ermittlern ist bei all dem derart viel Gezänk und wenig Empathie, dass man das beschlossene Ende des Duos schon riecht. Bis dahin aber entlädt sich vieles in lakonischer Komik, trefflichem Wortwitz und ganz am Ende sogar in jahreszeitlich bedingter Besinnlichkeit. „Frohe Weihnachten“, wünscht man sich allenthalben. Schade ist da nur - der Hinweis sei an die unergründliche ARD-Pogrammplanung gerichtet - dass es in Wirklichkeit erst Anfang November ist.“

Auch Spiegel-Rezensent Christian Buß - anders als Holger Gertz in der Süddeutschen - gefällt der Film: „Ein Baby, viele Väter, allesamt Alkoholiker. Das klingt nach fahlem Sozialreport, das ist in Wirklichkeit aber der „Tatort“ mit den funkelndsten Dialogen seit geraumer Zeit. Immer wenn man im Laufe dieses Krimis aus dem Obdachlosenmilieu denkt, die Figuren sind auf dem besten Weg, zu Penner-Pappkameraden zu verkommen, hauen sie eine Zeile für die Ewigkeit raus. (...) Gelegentlich übersteuern die Darsteller ihre Elendsperformance - wie sie aber als Asis mit Attitüde das komplizierte Sozialgeflecht in ihrem Clochard-Kosmos tragikomisch auf den Punkt bringen, das ist großes Dialogfernsehen.“ Matthias Hannemann in der FAZ sieht das ähnlich: „Dabei glänzt die Episode „Côte d’Azur“ vor allem durch die Dialoge, mit denen die Tristesse jenen Hauch des Unterhaltsamen bekommt, den es bei einem solchen Sujet braucht, soll einem nicht die Luft wegbleiben. Die Sätze, die Wolfgang Stauch zurechtfeilt, können erschreckend hart sein.“

Auch das „FOCUS-Online-Fazit“ von Marina Antonioni fällt positiv aus: „Côte d’Azur“ von Regisseur Ed Herzog und Drehbuchautor Wolfgang Stauch ist ein sehenswerter und berührender Krimi, der am Rande der Gesellschaft spielt. Er ist einer der wirklich guten aus Konstanz. Wenn es so weitergeht, fällt der Abschied von dem Duo noch richtig schwer.“

Côte d'Azur ist die, hoffentlich, ebenso emotional wie unsentimental erzählte Geschichte einer Gruppe von Menschen, die, zumeist unfreiwillig, aus der Gesellschaft herausgefallen sind, sich am Bodenseeufer in Vereinsheimmanier eine Barracke hergerichtet und ein wenig euphemistisch 'Côte d'Azur' benannt haben. Menschen, die sich zurecht gesellschaftlich disqualifiziert haben - oder zu unrecht? Menschen, die man mag - oder auch nicht? Die Morde - besser: den Mord an der jungen Hartzerin und Mutter Vanessa Koch - zurecht begehen oder auch nicht? Kann man überhaupt einen Mord „zurecht“ begehen? Die fast ganz unten sind und darauf warten, bis der Aufzug wieder nach oben fährt. Oder auch nicht. Dann ist da auch noch die Welt von Jürgen Evers, der „Hitmaschine von Konstanz“. Und mit Blum & Perlmann sind da zwei Kommissare, die sich in der langen Geschichte der Bodenseetatorte selten so uneinig waren und selten so unhöflich zueinander. Bis am Ende unter dem mit leeren Weinschläuchen und Friedhofskerzen bestückten Weihnachtsbaum mit heiseren Stimmen 'O du fröhliche' gesungen wird.
„Cote d‘Azur“, schreibt Roger Tell bei Tittelbach.tv, „ist ein warmherziger Sozialkrimi ohne falsche Zwischentöne. Wolfgang Stauch bietet dem Zuschauer einen klassischen Whodunit und mehr noch: Er erzählt von Menschen am Rande der Gesellschaft, jeder mit einer ganz eigenen Geschichte – ganz unten angekommen, in einer Obdachlosen-Barracke namens „Cote d‘Azur“. Der Autor arbeitet zum sechsten Mal mit Regisseur Ed Herzog zusammen. Das Ergebnis ist wie immer sehenswert: konzentriert erzählt, stimmig besetzt, spannend!“
Der Tatort war für den „Hamburger Produzentenpreis für deutsche Fernsehproduktionen“ beim Hamburger Filmfest nominiert.
U.a. mit: Friederike Linke, Andreas Lust, Peter Schneider, Kai Malina, Barnaby Metschurat, Markus Hering, Frank Fink, Mandy Rudski, Justine Hauer. Regie Ed Herzog, Kamera Andreas Schäfauer, Redaktion SWR Ulrich Herrmann & Manfred Hattendorf, Produktion Maranfilm Uwe Franke-

 

Weitere Informationen und ca. 30 Besprechungen (allerdings nur die weitestgehend positiven) finden Sie hier: 

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