Tatort Konstanz: Die schöne Mona ist tot

Wer hat die schöne Mona ermordet? Sylvester Groth oder Ronald Zehrfeld, hier mit den Kommissaren Eva Mattes und Sebastian Bezzel. © Herzog
Sender:SWR/ARD
Produktionsfirma:Maran Film, Uwe Franke, Sabine Tettenborn
Regie:Ed Herzog
Redakteur:Ulrich Hermann, Manfred Hattendorf
Darsteller:Eva Mattes, Sebastian Bezzel, Sylvester Groth, Ronald Zehrfeld, Silke Bodenbender, Tristan Seith, Anne Weinknecht
Erstausstrahlung:03.02.2013

Beschreibung

Die schöne Mona Seitz ist tot, der Kleinwagen, an dessen Steuer sie saß, wurde nach der allsonntäglichen Party im örtlichen Fußball-Vereinsheim von einem 'Großwagen' unsanft in den Abgrund geschoben, die Bodenseeklippen hinunter - der Mörder versenkte die Leiche danach mutmaßlich im See.

Klara Blum und Perlmann ermitteln. Unter Mordverdacht geraten die beiden wichtigsten Männer in Monas Leben: Zum einen ihr Ehemann, der Journalist Christian Seitz, der wegen seiner Frau auf die große Karriere verzichtet hat, nun Chef einer Lokalzeitung am Bodensee ist und über Bluthochdruck schreibt - statt über die Dinge, die die Welt bewegen.

Zum anderen Monas (Ex?)Liebhaber und Jugendfreund Fritz Schönborn, Ex-Provinz-Fußballstar, jetzt Versicherungs- und Finanzexperte, der noch isländische Staatsanleihen anpries, als es Island selbst schon fast gar nicht mehr gab - "Ronald Zehrfeld als Versicherungsmakler, hin und her gerissen zwischen seiner Familie und der Affäre mit Mona könnte nicht besser besetzt sein. Sein kettenrauchender, schöner Fritz bleibt noch lange im Gedächtnis. " (Renatus Töpke, Quotenmeter.de)

Seitz und Schönborn beschuldigen sich gegenseitig, Mona ermordet zu haben und bringen sich, während sich Monas Bruder Stefan als Dritter in die Riege der Verdächtigen einreiht, dabei fast gegenseitig um.

TV Spielfilm: "Am Ende werden die Ermittler resigniert resümieren: 'Da ermittelt man auf Teufel-komm-raus ... - und dann kommt der Teufel raus.' Wolfgang Stauchs kluges Drehbuch überzeugt als Krimi wie als bittere Chronik gleich mehrerer zum Scheitern verurteilter Beziehungen."

"Einer der besten Krimis aus Konstanz seit langem", schreibt Christian Buss bei Spiegel online: "Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog, die schon einige exzellente Stücke aus der Senta-Berger-Reihe "Unter Verdacht" im Team erarbeitet haben, schaffen es, dem Bodensee-"Tatort" seine Betroffenheitstristesse auszutreiben, ohne künstlich den Erzählrahmen zu weiten; kleine Logikfehler nimmt man da in Kauf. Hier geht es um Provinz pur, der Puls aber läuft auf Hochtouren. Bier, Gier, Lebensgier - das sind die Themen. (...) Kaum taumelt der Provinzbewohner im hormon- und alkoholbefeuerten Freiheitsrausch aus der Bar, fällt er in den Bodensee, weiter geht's nicht. Auch das ist dieser etwas andere, gekonnte "Tatort" aus Konstanz: eine Elegie über gescheiterte Entfesselungsversuche."

In der Tatort-Kolumne der Süddeutschen meint Holger Gertz: "Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann? Stimmt ja nicht. Dieser sehenswerte Tatort vom Bodensee ist schon nach wenigen Sequenzen kein Krimi mehr, sondern eine schwebende Philosophie über die Härte des Älterwerdens, über die  klebrigen Finger der Provinz - und den verzweifelten Versuch, sich ihrem Griff zu entwinden. Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog erzählen von Menschen, die in ihren Lebenskäfigen eingesperrt sind, und bei denen man nicht gleich erkennen kann, was da glänzt in ihrem Gesicht. Kampfschweiß? Oder Angsttränen? Es lohnt sich diesmal sehr, genauer hinzusehen."

Und Heike Hupertz schreibt in der FAZ: "Doppelte Böden, so weit das Auge reicht: Der "Tatort. Die schöne Mona ist tot" zeigt, wie gut ein Krimi sein kann. (...) Souverän geben das Drehbuch von Wolfgang Stauch und die Regie von Ed Herzog Silke Bodenbender, Ronald Zehrfeld und Sylvester Groth Gelegenheit, aus einem Sonntagabend-Krimi einen aufregenden Fernsehfilm zu machen. (...) Endlich wieder ein Grund, den Tatort einzuschalten."

Getragen wird die Krimitragödie von einem ausgezeichneten Ensemble (als Kommissare Eva Mattes & Sebastian Bezzel, in weiteren Rollen u.a. Tristan Seith, Anne Weinknecht, Jürgen Rißmann), aus dem womöglich Groth, in der Episodenhauptrolle, noch ein Stück herausragt. (TV today über den künftigen Polizeiruf-110-Kommissar: "Erst vor kurzem lieferte er eine grandiose Vorstellung ab als frustrierter und gehörnter Journalist in dem "Tatort: Die schöne Mona ist tot".")

"Wenn sich so viel Schauspielklasse in einem "Tatort" ballt, muss es zwangsläufig um mehr gehen als um die banale Frage, wer hier der Mörder war. Hier wird vom ganz normalen Wahnsinn in der Lebensmitte erzählt: Von der Erinnerung an glückliche Tage, von der vagen Hoffnung, dass irgendwann noch weitere folgen mögen, und davon, was es heißt, wenn früher mal alles besser war. Es ist ein spannendes Vergnügen, den unterschiedlichen Charakteren dabei zuzusehen, wie sie damit umgehen." Schreibt Frank Rauscher von Teleschau - der Mediendienst.

Und Rainer Tittelbach (www.tittelbach.tv) meint: "Kaum ein „Tatort“-Ermittler präsentiert rhetorisch so einwandfrei und psychologisch so anschaulich dem Verdächtigen und dem Zuschauer das Mordmotiv wie Klara Blum. Was sich sonst bei Eva Mattes’ Figur krimitechnisch arg brav und bieder vermittelt (mit bedeutungsvollem Augenaufschlag: mal sehen, wie der Beschuldigte reagiert), das bekommt in Wolfgang Stauchs Drehbuch einen doppelten Boden. Der Autor spielt dramat(urg)isch mit dieser billigen Marotte vieler TV-Krimis. Und so ist „Die schöne Mona ist tot“ endlich mal wieder ein guter Bodensee-„Tatort“. Ein gelungener Whodunit – interessant die Figuren, stark die Motive, wendungsreich die Handlung, konzentriert die Inszenierung. Und wenn der Krimiplot mal etwas lahmt, sorgen die Charaktere für das nötige Drama und die Schauspieler für eine nachhaltige Präsenz: hier Sylvester Groth, leichenblass, die sinnlose Existenz in die Furchen des Gesichts geschrieben; dort Ronald Zehrfeld mit herausfordernder Grinsefresse und leisem Fluch auf den Lippen. Und der Clou des Ganzen kommt früh genug, um diesem „Tatort“ noch ein dichtes, emotionales, überragend gespieltes Finale zu geben."

'Die schöne Mona' ist eine Produktion von Maran Film (Uwe Franke & Sabine Tettenborn) im Auftrag des SWR (Redaktion Ulrich Herrmann & Manfred Hattendorf).

Der Film ist die fünfte gemeinsame Arbeit von Regisseur Ed Herzog mit Wolfgang Stauch, Herzogs zweiter Bodensee-Tatort nach 'Herz aus Eis'. Hinter der Kamera stand Andreas Schäfauer, die Musik komponierte, wie bereits für die "Gurkenkönigin", Tamas Kahane.


Rezensionen

Meine Geliebte ist tot? Prost!

Die schöne Mona macht erst alle Männer verrückt, dann treibt plötzlich ihr rotes Kleidchen im Bodensee. Wer war's? Ihr stets sternhagelvoller Lover oder der schöngeistige Gatte? Ein "Tatort" über fatale Lebensgier in der Provinz - und einer der besten Krimis aus Konstanz seit langem.

Was tun, wenn die Polizei vor der Tür steht, um dir zu sagen, dass die Frau tot ist, die du liebst? Aufschreien? Umkippen? Versteinern? Also pflichtschuldigst all jene Übungen absolvieren, die Krimi-Autoren gerne ins Drehbuch schreiben, damit auch der letzte Zuschauer kapiert, dass Trauer angesagt ist? Oder vielleicht doch lieber genüsslich ein paar Hühnerflügel in die Pfanne legen und einen guten Bordeaux aufmachen?

Klara Blum (Eva Mattes) ist mal wieder unterwegs, um Hinterbliebene zu informieren. Den Kummerblick hat Deutschlands elegischste Ermittlerin ja sogar im Gesicht, wenn sie mal einen richtig guten Tag hat. So gesehen ist sie immer gerüstet, um eine Todesmeldung zu überbringen. Aber in diesem "Tatort", dem besten vom Bodensee seit langer Zeit, muss sie gar nicht auf betroffen machen. Wo sie auch aufschlägt, die Trauerbotschaft wird beinahe heiter entgegengenommen.

Das Auto der schönen Mona (Silke Bodenbender) wurde verunglückt am Bodensee gefunden, aus dem Wasser wird ihr rotes Abendkleid gezogen, die Ermittler müssen von Mord ausgehen. Doch die Männer aus Monas Umfeld wollen sich nicht dem in solchen Fällen üblichen Verhaltenskodex fügen. Ehemann Christian Seitz (Sylvester Groth) fängt erst mal an, sich ein schönes Essen zu kochen. Fritz Schönborn (Ronald Zehrfeld), der zeitweilige Geliebte, schwärmt zerknittert in seinem Büro davon, dass er sich in der Mordnacht an die zehn, zwölf, vierzehn, wer zählt da noch mit, Longdrinks hinter die Binde gegossen hat. Schließlich steckt er sich erst mal in schneller Folge ein paar Zigaretten an. Dann geht es weiter mit dem Saufen. Glücklich sind die Verkaterten.

Bier und Gier

Kulinarisch verbrämte Sublimation und pubertäre Druckbetankung - zwei Möglichkeiten, wie man auch mit Todesmeldungen umgehen kann. Groth (demnächst "Polizeiruf"-Kommissar in Magdeburg) und Zehrfeld ( "Mord in Eberswalde", "Barbara") spielen die Männer um Mona an allen Klischees vorbei, so dass man gezwungen ist, genau hinzusehen. Trauern sie nur auf etwas eigenwillige Art? Oder sind sie wirklich total abgebrüht? Oder tun sie nur abgebrüht, um von anderen Dingen abzulenken? Denn es geht hier auch um Grundstücksgeschäfte am Bodensee, an denen der eine gut verdient hat, während der andere sich verzockt hat.

Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog, die schon einige exzellente Stücke aus der Senta-Berger-Reihe "Unter Verdacht" im Team erarbeitet haben, schaffen es, dem Bodensee-"Tatort" seine Betroffenheitstristesse auszutreiben, ohne künstlich den Erzählrahmen zu weiten; kleine Logikfehler nimmt man da in Kauf. Hier geht es um Provinz pur, der Puls aber läuft auf Hochtouren. Bier, Gier, Lebensgier - das sind die Themen.

So explizit und exaltiert wie am Anfang dieser Episode wurde schon lange nicht mehr in einem "Tatort" gesoffen. Während Mona, die Lady in Red, die Männer verrückt macht und zu lächerlichen Polonaisen durch die örtliche Kneipe animiert, lässt sich ihr Ex-und-immer-mal-wieder-Lover Fritz auf dem Billardtisch volllaufen. Und draußen vor der Tür steht pikiert Ehemann Christian, der eigentlich nur Klassik hört und teuren Bordeaux trinkt. Schon die triebfreudige Entgrenzung seiner Frau müsste für den Schöngeist ein Mordmotiv sein.

Aber was heißt in dieser Enge schon Entgrenzung. Kaum taumelt der Provinzbewohner im hormon- und alkoholbefeuerten Freiheitsrausch aus der Bar, fällt er in den Bodensee, weiter geht's nicht. Auch das ist dieser etwas andere, gekonnte "Tatort" aus Konstanz: eine Elegie über gescheiterte Entfesselungsversuche.

– Christian Buß, Spiegel online


 Sehen wir Kampfschweiß? Angsttränen? "Die schöne Mona ist tot" ist ein sehenswerter Tatort vom Bodensee - schon nach wenigen Sequenzen kein Krimi mehr, sondern eine schwebende Philosophie über das Älterwerden.
Von Holger Gertz

Fritz Schönborn steht also da draußen im Regen und spricht von dem großen Moment, als die Sonne aufging, ein paar Jährchen her inzwischen. Schönborn hat damals in einem Pokalspiel für seinen Provinzklub FC Wolfsheim ein Tor gegen den VfB Stuttgart geschossen, "wir haben acht Minuten 1:0 geführt, und das waren die besten acht Minuten meines Lebens".

Danach hat Stuttgart zwar noch 13 Tore nachgelegt, aber der alte Fußballgott Schönborn feiert sich und seinen Treffer seitdem einmal die Woche abends im Vereinsheim, bei Cola-Rum und den bitter gewordenen Liedern, Preisklasse I was made for lovin' you von Kiss. Manchmal ist jemand da, der mit ihm tanzt. Manchmal fordert er sich nur noch selbst auf, zu einer Partie Billard. Wer gegen sich selbst antritt, hat immerhin die Garantie, dass er irgendwie auch als Gewinner vom Tisch geht.

Fritz Schönborn wird gespielt vom wunderbaren Ronald Zehrfeld, gerade richtet ja die ARD die inoffiziellen Ronald-Zehrfeld-Festwochen aus. Vor ein paar Tagen erst war er der Hauptmann Gödicke in dem Drama Mord in Eberswalde. Figur wie ein Schrank, dazu ein Blick wie ein kleiner Junge. Ein Pubertierender in einem welkenden Körper.

Zehrfelds Schönborn hatte gerade wieder was laufen mit der schönen Mona (Silke Bodenbender). Vor zwanzig Jahren waren sie sowas wie die van der Vaarts von Wolfsheim, längst sind sie mit anderen Partnern verheiratet, aber manchmal glimmt und knackt das alte Glutnest. "Da kommt die Jugend nochmal hoch", sagt Schönborn, das klingt nicht betroffen-sentimental, sondern nach Kotzattacke. Vielleicht auch deshalb, weil die schöne Mona inzwischen tot ist.

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Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann? Stimmt ja nicht. Dieser sehenswerte Tatort vom Bodensee ist schon nach wenigen Sequenzen kein Krimi mehr, sondern eine schwebende Philosophie über die Härte des Älterwerdens, über die klebrigen Finger der Provinz - und den verzweifelten Versuch, sich ihrem Griff zu entwinden. Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog erzählen von Menschen, die in ihren Lebenskäfigen eingesperrt sind, und bei denen man nicht gleich erkennen kann, was da glänzt in ihrem Gesicht. Kampfschweiß? Oder Angsttränen? Es lohnt sich diesmal sehr, genauer hinzusehen.

– Holger Gertz, Süddeutsche Zeitung


Am Bodensee fallen die Lebensträume ins Wasser

Doppelte Böden, so weit das Auge reicht: Der „Tatort. Die schöne Mona ist tot“ zeigt, wie gut ein Krimi sein kann.

Acht Minuten. So lange war für Fritz Schönborn (Ronald Zehrfeld) die Tür offen zur großen Fußballerkarriere. Damals. Mit seinem eins zu null hatte er Wolfsheim im Pokal gegen den VfB Stuttgart in Führung gebracht. Eine Führung, die genau acht Minuten Bestand hatte. Danach schoss Stuttgart dreizehn Tore, die Tür schlug zu. Fritz Schönborns Tor bezeugt nur noch der goldene Fußballschuh auf dem Tresen des Sportlerheims. Was Schönborn blieb, waren verblassender Lokalruhm, das Dümpeln als vermeintliches Finanzgenie, welches Unbedarften isländische Anleihen verkaufte, und die Rolle des Dorfcasanovas. Außerdem ein unverputztes Haus, eine glanzlose Ehe mit der reizlosen Birgit (Anne Weinknecht), das Töchterchen und Rum-Cola bis zum Abwinken im Vereinsheim. Antriebslosigkeit, wohin man schaut.

Ein einziger Moment war da noch, in dem das Blatt sich hätte wenden können. Hätte, wäre, sollte. Wie für Schönborn ging auch für den grobschlächtigen Fleischer Stefan Mader (Tristan Seith), Bruder der toten Mona, und viele andere im Dorf die Hoffnung auf viel Geld verloren, als ihre Grundstücke direkt am See, Bauerwartungsland bis dahin, wertlos wurden. Wobei ausgerechnet Monas im Dorf verhasster Ehemann, Christian Seitz (Sylvester Groth), den Bericht über die Umwidmung des Landes in Naturschutzgebiet veröffentlichte. Dank des brütenden Silberreihers gab es Millionenverluste oder eher: real empfundene Verluste potentieller Reichtümer allerorten. Erwartungen perdu.
Von großen Erwartungen

Aber auch Seitz’ Hoffnungen hatten sich, obwohl er mit der schönen Mona einen unverbaubaren Bodensee-Blick genießt, nicht erfüllt. Nur wegen Mona war er, der ironische Feingeist und intellektuelle Snob, nach Wolfsheim gezogen. Während sie im Vereinsheim Polonaise tanzte (nicht das Tanzen, sondern die „Löcher aus dem Käse“-Polonaise sei für ihn „ein Mordmotiv“, wie er später Klara Blum sagt), kochte er asiatisch, hörte Beethoven und trank Bordeaux, allein. Bei der Zeitung angetreten, die Redaktion umzukrempeln, landete er, früher Kriegsfotograf in Tschetschenien und Asien-Kenner von Rang, an den großen Zusammenhängen interessiert, im Lokalen und bei den örtlichen Kaninchenzüchtervereinen. Wegen der schönen Mona. Die auch ihre Erwartungen hatte. Wegzugehen mit Fritz, neu anzufangen. Geld hatte sie ihm gegeben, viel Geld. Das Geld ist futsch, als sie es zurückhaben will. Und Mona (Silke Bodenbender), mit dem Auto von der Straße in den Abgrund gedrängt, wenig später tot. Ihre Leiche bleibt verschwunden.

Von illusionären „großen Erwartungen“ im Sinne von Charles Dickens und deren Scheitern handelt der neue, richtig gute „Tatort“ vom Bodensee. Von Beziehungen, Lebensplänen, die sich in Luft aufgelöst haben, von kleinen und großen Enttäuschungen, Selbsttäuschungen und Verletzungen. Man kann das auch Kontingenzerfahrung nennen, was hier vorgeführt wird.
Mehr als Scherz und Ironie

“Die schöne Mona ist tot“ ist dabei immer noch ein Krimi, in dem der Mord an der Vielbegehrten und dessen Aufklärung im Mittelpunkt stehen, aber er hat durchweg einen doppelten Boden. Nicht zuletzt spielt er mit den Erwartungen, die der Zuschauer ans Genre hat. Souverän geben das Drehbuch von Wolfgang Stauch und die Regie von Ed Herzog Silke Bodenbender, Ronald Zehrfeld und Sylvester Groth Gelegenheit, aus dem Sonntagabend-Krimi einen aufregenden Fernsehfilm zu machen.

Einen Film, in dem die Kommissare Perlmann (Sebastian Bezzel) und Blum (Eva Mattes) ermitteln, so wie in deutschen Krimis eben üblich, Indiz auf Indiz und Motiv auf Motiv häufend, aber eben nur fast so. Auch ihr Tun hat einen doppelten Boden. Zwei Hauptverdächtige, Seitz und Schönborn, gibt es. Wer war’s? Fein säuberlich präpariert Klara Blum jedem seine Mordmotive heraus, unterstellt Verständnis, ja, Mitgefühl, um sie zum Geständnis zu bewegen. Jeder der beiden hatte Grund genug, Mona zu töten, ermuntert Blum. Man muss es ihr nur sagen. Doch das Geständnis lässt auf sich warten. Und auch die Leiche muss so lange verschwunden bleiben, bis dieser „Tatort“ unter Beweis gestellt hat, dass er tiefere Bedeutung anstrebt als Scherz und Ironie, die dem Genre als Differenzierungsmerkmal noch zur Verfügung zu stehen scheinen. „Die schöne Mona ist tot“ ist endlich wieder ein Grund, den „Tatort“ einzuschalten.

– Heike Hupertz, F.A.Z.


Tv-Kritik
"Tatort" als bürgerliches Drama
Das klassische Drama ist aus dem deutschen Fernsehen mittlerweile fast gänzlich verschwunden. Auch in den Tatorten der ARD. Welch rühmliche Ausnahme war doch der hervorragende Tatort vom Bodensee von gestern Abend: "Die schöne Mona ist tot."
Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog schicken die Ermittler Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) ins Dorf Wolfheim. Am Seeufer liegt nach einer Feier in der Dorfkneipe Monas Kleinwagen auf dem Dach – von der Klippe gestoßen. Schleifspuren zeigen, dass die Frau in den Bodensee gezogen wurde. Blum und Perlmann finden im schöngeistigen Ehemann Christian Seitz (Sylvester Groth) und dem versoffenen Versicherungsmakler Fritz Schönborn (Ronald Zehrfeld), der ein Verhältnis mit dem Opfer hatte, schnell Verdächtige. Je länger die Kommissare ermitteln, umso tiefer werden die Abgründe hinter der sorgsam gehüteten dörflichen Fassade.

Scharfe Dialoge und brillante Schauspieler machen den Film zu einem besonderen Tatort, bei dem der Mord erst am Ende geschieht. Erst Blums Ermittlungen haben dem Mörder das Motiv geliefert. "Sie haben mir tagelang erzählt, warum ich meine Frau umgebracht haben soll. Und jetzt fragen Sie mich, warum?" Das starke Ende eines bürgerlichen Dramas, in dem Perlmann immer wieder gemahnt hatte: "Keine Leiche, kein Mord. Kein Mord, kein Mörder."

– Andreas Gruhn, Rheinische Post


Es gibt nur einen Fritz Schönborn

Düsseldorf. Der neue "Tatort" vom Bodensee kam ohne Leiche aus. Was ehrlicherweise dazu führte, dass dieser Film kein Krimi im eigentlichen Sinne war. "Die schöne Mona ist tot" war stattdessen eine sehenswerte Studie über das Älterwerden und schmerzhafte Kompromisse. Von

Nach einem Gelage im Klubheim eines Provinz-Fußballvereins wird die schöne Mona in ihrem Kleinwagen von einem Großwagen von der Straße gedrängt. Das Auto stürzt eine Klippe herunter. Monas Leiche wird zwar nicht gefunden, dafür aber im Bodensee vermutet. Der Reihe nach geraten mehrere Männer unter Verdacht. Der Ehemann, der versoffene Versicherungsmakler, der grobschlächtige Metzger-Bruder.

So ganz ohne Leiche nahm die Krimihandlung nicht richtig Fahrt auf. Stattdessen wurde über das Leben und das Älterwerden philosophiert. Der Zuschauer lernte einen Journalisten kennen, der nach Reisen durch alle Welt bei einer kleinen Zeitung arbeitet. Während seine Frau mit fremden Männern feiert, kocht er daheim asiatisches Huhn und trinkt vor der Dämmerung große Schlucke Rotwein. Er sagt, dass ihm das alles gar nichts ausmacht.

Der Versicherungsmakler hat mal ein Tor gegen den großen VfB Stuttgart geschossen, heute trinkt er 16 Whiskey-Cola am Abend, raucht Kette und schläft mit der schönen Mona im miefigen Hinterzimmer. Die Männer in diesem Fall wirken wie bockige Teenager, deren Körper deutliche Gebrauchsspuren aufweisen. Das Leben in der Provinz scheint sie mürbe gemacht zu haben. Leisen Humor gibt es dennoch. "Es gibt nur einen Fritz Schönborn", sagt die Fleischereifachverkäuferin grinsend. Ob das lustig oder bitter ist, bleibt dem Zuschauer überlassen.

Am Ende kam die schöne Mona zurück, was der Zuschauer natürlich schon lange ahnte. Der Ehemann erschoss jedoch seine Frau, anstatt Huhn zu kochen. Blick auf den Bodensee. Ende. Sonderlich spannend war das wirklich nicht. Gerne zugeschaut haben wir den bockigen Teenagern dennoch.

– Christian Sieben, RP-Online



Tatort Die schöne Mona
Tatort-Kritik: Wenn der Teufel rauskommt

Die schöne Mona ist tot": Spannende Krimiunterhaltung, großartig besetzt, mit fast überraschendem Ende.

„Da ermittelt man auf Teufel komm raus - Und dann kommt der Teufel raus“, werden Klara Blum und Perlmann am Ende resümieren. Und in der Tat, der Tatort „Die schöne Mona ist tot“ endete ein wenig grotesk.

Das Auto der schönen Mona wird gefunden. Als Wrack am Ufer des Bodensees. Und schnell befindet die Spurensicherung: Das war Mord. Allerdings ohne die Leiche, die wird im Wasser vermutet. In diesem spannenden, sehenswerten Konstanzer Tatort war für Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) schnell klar, wer der Täter sein musste: Blum war fixiert auf Monas Liebhaber Fritz Schönborn, Perlmann dagegen wollte lieber Ehemann Christian Seitz im Gefängnis sehen.

Am Ende behielten sie beide Recht. Perlmann stieß den Zuschauer mit seinem Lieblingssatz „Keine Leiche, kein Mord – kein Mord, kein Mörder“ auch fast darauf: Der Mordversuch vom schönen Fritz misslang, Mona überlebte, wurde von Schönborns Frau gefunden und gefangen gehalten, letzten Endes aber doch erschossen. Von ihrem Mann, als sie es Tage später nach Hause schaffte.

„Warum?“, fragt ihn Klara Blum. „Warum? Sie haben mir doch die letzte Woche ganz genau erklärt, warum ich meine Frau umgebracht habe“, war die nüchterne Antwort eines Mannes, der im Laufe einer Woche vieles über seine Frau erfahren hatte. Eine Affäre, eine Abtreibung, finanzielle Mauscheleien. Und fragt man sich, wie es wohl sein muss, wenn nach dem Tod eines Menschen die Mordkommission ermittelt und seine Geheimnisse zu Tage fördert. Sylvester Groth verkörperte wunderbar den gehörnten Ehemann, der danach nur noch eine Möglichkeit sieht und zur Waffe greift.

Der Bodensee-Tatort kam wie so oft ohne fulminante Actionszenen aus. Er lebte von den Charakteren. Da war der verschlossene, still leidende Christian Seitz (herausragend gespielt von Groth), der Kriegsfotograf, der für seine Frau ein Leben als Lokalredakteur in der Provinz in Kauf nimmt, sich aber nie richtig einfügen kann im Dorf und von den Bewohnern angefeindet wird. Und während die schöne Mona (Silke Bodenbender) als Lady in Red in der Fußballkneipe zu Schlagern auf den Tischen tanzte und den Männern den Kopf verdrehte, hörte er eigentlich lieber klassische Musik bei einem Glas Rotwein.

Ronald Zehrfeld spielte mindestens ebenso überzeugend dessen Gegenpart, Fritz Schönborn, den schönen Fritz. Als früherer Fußballheld zehrte er noch immer vom Ruhm vergangener Tage. Heute aber ist er kettenrauchender Versicherungsvertreter mit eher zweifelhaftem Erfolg.

Autor Wolfgang Stauch und Regisseur Ed Herzog ist mit diesem Konstanzer Tatort ein Film gelungen, der als Krimi ebenso überzeugte wie als Studie gescheiterter Beziehungen und geplatzter Träume. Er schwelgte in Erinnerungen, wie schön es einmal war und klammerte sich an die Hoffnung, dass sich doch alles noch zum Guten wenden könnte. Die Provinz, die ihre Bewohner so schnell nicht loslässt. Ein Film, der zeigte, dass ein Sonntagabendkrimi spannende Fernsehunterhaltung sein kann.

– annis, B.Z.


In dem erstklassig gespielten «Tatort» mit Eva Mattes endet ein feucht-fröhlicher Abend für einen der Beteiligten im Bodensee.

Er ist gut geworden, der neue «Tatort» vom Bodensee! Erstklassig besetzt und unaufgeregt verfolgen Klara Blum und ihr Kollege Perlmann als ungleiches Team den Fall der verschwundenen Mona und geizen dabei nicht mit bissigen Kommentaren und Sticheleien. Großartig und stimmig dazu eingefangen, das Setting. Die kleine Gemeinde, hinter deren Türen es brodelt. Der Eine gönnt dem Anderen nichts und Gerüchte kochen so schnell über, dass sie irgendwann zu einer Art bizarrer Wahrheit werden. Synonym hierfür der letzte Satz von Christian Seitz am Ende des Films. Nicht selten fühlt man sich an Sam Peckinpahs Meisterwerk «Straw Dogs» erinnert, in dem die Dynamik unter den Dörflern sich verselbstständigt und Schlimmes hervorruft.

Es ist der straffen und sicheren Regie von Ed Herzog («Ich finds furchtbar, wenn du singst, Dampfnudelblues») zu verdanken, dass es nie langweilig wird und das phantastische Ensemble um die beiden Hauptakteure Blum und Perlmann zu Höchstform aufläuft. Aber auch das dichte Drehbuch von Wolfgang Stauch («Die Seele des Mörders») legt den Figuren die richtigen Sätze zur richtigen Zeit in den Mund. Dass die Sprüche zwischen Mattes und Bezzel sitzen, ist da natürlich nur Formsache.

Wie bereits festgestellt, bewegt sich «Die schöne Mona ist tot» auch darstellerisch auf hohem Niveau. Man nimmt gerade der Dorfgemeinschaft den jahrelang brodelnden Zwist ab. Tristan Seith als Metzger Stefan Mader liefert eine großartige Leistung ab als in Rage geratener Bruder des Opfers und Sylvester Groth gibt mit zurückhaltender Bravour den hilflosen Ehemann, der sich versucht damit abzufinden, dass die Dorfgemeinschaft ihn eh nie akzeptieren wird. Aber auch Ronald Zehrfeld als Versicherungsmakler, hin und her gerissen zwischen seiner Familie und der Affäre mit Mona könnte nicht besser besetzt worden sein. Sein kettenrauchender, schöner Fritz bleibt noch lange im Gedächtnis.

Der SWR hat mit dem «Tod der schönen Mona» ein weiteres Highlight der «Tatort»-Reihe gesetzt. So kann es gerne noch lange weiter gehen. Gerade auch wegen des überraschenden Endes.

– Renatus Töpke, Quotenmeter.de


Die schöne Mona tanzt auf dem Tisch – und ihrem Ehemann auf der Nase herum. Doch ein handfestes Mordmotiv hat auch der Ex. Die Ermittlungen geraten zum Nervenspiel. Die Dorfseele kocht, der Intellekt dreht durch – und die Kommissare haben alle Hände voll zu tun, der Selbstjustiz einen Riegel vorzuschieben. Ein gelungener Whodunit – interessant die Figuren, stark die Motive, wendungsreich die Handlung, konzentriert die Inszenierung, nachhaltig die Schauspieler. „Die schöne Mona ist tot“ – ein guter Bodensee-„Tatort“!

Ein aufgebrachter Ehemann sucht seine Frau. Die tanzt derweil auf dem Tisch des dörflichen Clubheims und führt dort – welch ein Wahnsinn – die Polonaise an. Für den Schöngeist Christian Seitz ist das die Hölle… „Mona konnte tun, was sie wollte – bis auf Sex“, gibt der Journalist später zu Protokoll. Für den einen, Fritz Schönborn, den versoffenen Versicherungsfuzzi, stimmt das nicht so ganz. Die schöne Mona und der schöne Fritz waren einst das Traumpaar des Ortes. Jetzt, nach 20 Jahren, lief offenbar mal wieder etwas zwischen den beiden. Doch an diesem Abend hat der Spaß endgültig ein Ende. Sie gehen im Streit auseinander; Mona droht ihrem Ex-Lover. Wenig später wird sie von einem Pickup bedrängt und eine tiefe Uferböschung hinuntergestoßen. Am nächsten Morgen rekonstruiert die Polizei den Tathergang: kein Unfall, sondern Mord! Allein es fehlt Monas Leiche.

Die spannende und mit viel Dorf(feier)ambiente angereicherte Exposition von „Die schöne Mona ist tot“ legt bereits die Fährten für die Geschichte dieses „Tatorts“. Aus den Ermittlungen von Blum und Perlmann ergeben sich drei Hauptverdächtige, der betrogene Ehemann, der betrügende Liebhaber und dessen nicht so ahnungslose Ehefrau. Der Fall erweist sich als schwierig, denn ohne Leiche kein Mord! Es wird ein Nervenspiel aus Unterstellungen, Vernehmungen, Bedrohungen, bei dem immer deutlicher wird, weshalb der zugereiste Seitz, aber auch die schönste Versuchung, die dieses Bodenseedorf je hatte, sich den Zorn der Bewohner zugezogen haben. Schwer lastet der Himmel auf dem See, doch noch viel schwerer ist die Last, die offenbar der Witwer trägt. Die Mannsbilder im Ort gehen sich gegenseitig an den Kragen. Und dann lädt der Bruder der schönen Mona sein Gewehr durch. So ergeben sich dramatische Miniaturen: die Dorfseele kocht, der Intellekt dreht durch – und die Kommissare haben alle Hände voll zu tun, der Selbstjustiz einen Riegel vorzuschieben.

Kaum ein „Tatort“-Ermittler präsentiert rhetorisch so einwandfrei und psychologisch so anschaulich dem Verdächtigen und dem Zuschauer das Mordmotiv wie Klara Blum. Was sich sonst bei Eva Mattes’ Figur krimitechnisch arg brav und bieder vermittelt (mit bedeutungsvollem Augenaufschlag: mal sehen, wie der Beschuldigte reagiert), das bekommt in Wolfgang Stauchs Drehbuch einen doppelten Boden. Der Autor spielt dramat(urg)isch mit dieser billigen Marotte vieler TV-Krimis. Und so ist „Die schöne Mona ist tot“ endlich mal wieder ein guter Bodensee-„Tatort“. Ein gelungener Whodunit – interessant die Figuren, stark die Motive, wendungsreich die Handlung, konzentriert die Inszenierung. Und wenn der Krimiplot mal etwas lahmt, sorgen die Charaktere für das nötige Drama und die Schauspieler für eine nachhaltige Präsens: hier Sylvester Groth, leichenblass, die sinnlose Existenz in die Furchen des Gesichts geschrieben; dort Ronald Zehrfeld mit herausfordernder Grinsefresse und leisem Fluch auf den Lippen. Und der Clou des Ganzen kommt früh genug, um diesem „Tatort“ noch ein dichtes und nachhaltiges Finale zu geben.

– Rainer Tittelbach, tittelbach.tv


"Die schöne Mona" TV-Kritik: So war der "Tatort" vom Bodensee

Die Kommissare Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) ermitteln in dem Fall - und tauchen im Bodensee-"Tatort" immer tiefer ein in die Intrigen, gegenseitigen Schuldzuweisungen und Gehässigkeiten eines kleinen Dorfes.Foto: dpa/Patrick Seeger

Ein ruhiger, atmosphärisch starker Krimi von verfehlten Lebenszielen. Lesen Sie hier die AZ-Kritik zum Tatort "Die schöne Mona".

Still ruht der Bodensee. Die Anwohner ärgern sich über den Verlust des Baurechts im Naturschutzgebiet, und Perlmann ärgert sich leise pikiert über Leute, die nur Klara Blum sprechen wollen und ihn nicht. Gemächlich nimmt man die dicke Luft wahr, die der Kommissarin Blum (Eva Mattes) und dem Kommissar Perlmann (Sebastian Bezzel) als Stimmungsmief entgegenbläst. So sickert der Tatort-Krimi „Die schöne Mona“ (Buch: Wolfgang Stauch, Regie: Ed Herzog, ARD/SWR) eher wie eine philosophische Krisensitzung über das Leben in der Provinz ins Bewusstsein.
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Eine Befindlichkeitsstudie für Lebensentwürfe, die misslingen. Von einem, der Fußballstar werden wollte und kläglich als Versicherungsvertreter in seiner Vereinskneipe endet (Ronald Zehrfeld); von einem, der als Weltreporter anfing und beim Winkelblättchen im Heimatort seiner Ehefrau Mona landet (Sylvester Groth); von der lebenslustigen „schönen Mona“ (Silke Bodenbender) , deren Model-Karriere im Schatten verschrumpelte.

Die dörfliche Wut gegen Mona wird obendrein genährt durch Neid: Monas Villa bekam eine Wertsteigerung durch das Naturschutzgebiet, die anderen wurden durch den Verlust des Baurechts ruiniert. Und als Mona am Ende doch noch ermordet aufgefunden wird, ist der Bodensee für Klara Blum und Perlmann ein ziemlich melancholisch-grübelschwerer Anblick.

Fazit: Ein ruhiger, atmosphärisch starker Krimi von verfehlten Lebenszielen, mit einer inneren Spannung, die tumultreiche Verfolgungsjagden überflüssig macht.

– Ponkie, A.Z. München


TV-Kritik: "Tatort" als packender Psychothriller

Konstanz - Nichts ist, wie es scheint: Es gibt viel Blut, Spuren, Verdächtige - aber wo ist die Leiche? Was im neuen Bodensee-"Tatort" leise beginnt, entwickelt sich zu einem packenden Psychothriller.

Der „Tatort“ stellt einiges auf den Kopf. Dabei scheint am Anfang alles vorhersehbar: „Die schöne Mona ist tot“ verrät der Titel, und tatsächlich geht die lebenslustige Blondine (lasziv: Silke Bodenbender) schon nach wenigen Filmminuten mit ihrem Auto spektakulär über die Klippe und landet am Ufer des Bodensees. Dort finden Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) zwar eine Menge Blut und Spuren, die auf einen Mord hindeuten – aber keine Leiche.

Dafür sind die Verdächtigen schnell gefunden: ein gehörnter Ehemann und der frustrierte Liebhaber Fritz Schönborn. Letzterer wird gespielt von Ronald Zehrfeld, der überzeugend den selbstverliebten Ex-Fußballhelden gibt, welcher inzwischen zum erfolglosen Versicherungsvertreter verkommen ist, der sich das Leben schön säuft. Seine Frau Birgit dagegen putzt anderer Leute Häuser, um das eigene zu retten (gespenstisch unsichtbar: Anne Weinknecht). Sein Lebenstraum ist ebenso geplatzt, wie der anderer Dorfbewohner, die Anteile an jenem Bauland hatten, auf dem nur Mona und ihr Mann Christian Seitz ihr Traumhaus errichten konnten, bevor der Rest zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Der Hass der Gemeinde entlädt sich auf Christian Seitz, einem Ex-Kriegsberichterstatter, der für seine Mona zum Lokaljournalisten geworden ist. Sylvester Groth leiht ihm sein verhärmtes Gesicht.

Im zweiten Teil verdichtet sich der „Tatort“ zum packenden Psychothriller (Regie: Ed Herzog), der quälend durchexerziert, wie ein Vorverurteilter zum Mörder wird. Denn Mona, man ahnt es, ist noch lebendig, und zwar in den Fängen von Birgit, die ihren Mann Fritz schützen wollte. Er hatte seine Geliebte über die Klippe gejagt – was diese aber überlebte. Die Glaubwürdigkeit dieser Volte ist weniger entscheidend, als die wie immer von Kommissarin Blum subtil geführten Verhöre, aus denen Eva Mattes und Sylvester Groth ein beklemmendes Kammerspiel machen. Wenn nach einem leisen Showdown zwischen dem Ehepaar Seitz Mona tatsächlich tot ist, muss sich die Kommissarin am Ende auch nach der eigenen Schuld fragen.

– Nicole Langenbach, merkur-online.de


 TV-Kritik: Leben und Sterben in der Provinz

Im Bodensee-«Tatort» starb eine Dorfschönheit gleich zweimal. Kommissarin Blum und ihr Kollege Perlmann tappten in einem spannenden und doppelbödigen Krimi lange im Dunkeln.

«I was made for loving you baby», dröhnte es aus der vollgestopften Provinz-Kneipe, durch die ein Polonaise-Wurm kroch. Wer für wen gemacht wurde, war dabei unklar. Eine ehemalige Miss Bodensee – etwas gar klischeehaft als verblühende Sexbombe inszeniert – drohte ihrem Liebhaber, mit seiner Frau zu reden. Draussen stand ihr Mann und schaute eifersüchtig herein. Und schon landete sie mit ihrem Auto am Ufer des Bodensees, abgedrängt von einem Pick-up. Wem der gehörte, war schnell klar. Wer ihn gefahren hatte, hingegen nicht. Unklar blieb auch der Verbleib der Leiche.

Der «Tatort» vom Bodensee mit dem Titel «Die schöne Mona ist tot» präsentierte eine auf den ersten Blick klassische Konstellation: Eine Frau wurde umgebracht, und ihr Mann und ihr Liebhaber waren die Hauptverdächtigen. Ein feingeistiger Journalist oder ein schmieriger «versoffener Versicherungsfuzzi», die beide auf eine spezielle Art trauerten. Doch die Ermittlungen von Kriminalhauptkommissarin Klara Blum und ihrem Kollegen, Kriminalkommissar Kai Perlmann, kamen nur schleppend voran, und die Sache wurde immer verzwickter.

Geld und Liebe

Plötzlich ging es um viel Geld, Erbschaften, innerfamiliäre Animositäten, Intrigen, enttäuschte Verehrer und nie überwundene Erfolge und Misserfolge von früher. Mit Monas Bruder kam ein neuer Verdächtiger ins Spiel, der mit Selbstjustiz gegen seinen Schwager drohte. Die Frau des Liebhabers geriet schliesslich auch ins Visier der Ermittlungen.

Zwar häuften die Ermittler Indizien an, die gegen beide Männer sprachen. Doch keiner wollte gestehen. Mit den Kommissaren tappte auch der Zuschauer im Dunkeln. Während alle Seiten ihre Waffen verschärften und sich die Schlingen langsam zuzogen, fehlte immer noch etwas Entscheidendes: Die Leiche der schönen, toten Mona. «Keine Leiche, kein Mord. Kein Mord, kein Mörder», wiederholt Perlmann mantra-artig, und bereite damit die Wendung im letzten Teil vor, die wieder Leben in die Handlung brachte.

Denn unvermittelt tauchte die Leiche auf – und war gar keine Leiche. Das brachte ihr kein Glück. Am Schluss musste die schöne Mona doch noch sterben, praktisch vor den Augen der Kommissare, die den entscheidenen Moment zu spät kamen.

Neben dem «wer wars?»-Krimi kamen menschliche Abgründe zum Vorschein, in einem zerstrittenen Dorf, in dem der zugezogene Christian Seitz immer auf Ablehnung stiess. Als Kriegsreporter zog er durch Asien und kam in seine eigene Schlacht, als er als Lokalredakteur ein ruhigeres Leben machen wollte.

Geschlagen wurde er am Ende von seiner eigenen Frau. Die beiden unaufgeregten Ermittler probierten dabei vieles. Doch konnten sie in diesem spannenden und vielschichtigen «Tatort» wenig ausrichten – ausser am bitteren Ende die Scherben einzusammeln und gleich vier Leute hinter Gitter zu bringen.

– Lukas Meyer-Marsilius, Basler Zeitung


Die Wirklichkeit ist anders
Bodensee-„Tatort“ im Visier von Osnabrücks Polizeichefin Heike Fischer

 Osnabrück. Woche für Woche pflastern ab 20.15 Uhr Leichen den Sonntagabend in der ARD. Normalerweise sieht sich Osnabrücks Polizeipräsidentin Heike Fischer den „Tatort“ nicht an. Für uns hat sie an diesem Sonntag eine Ausnahme gemacht und kommentiert „Die schöne Mona ist tot“. Was realistisch ist und was nicht, erläutert sie mit dem Blick der langjährigen Expertin.

Und dann ist sie doch überrascht. Mit diesem Ende hatte Heike Fischer nicht gerechnet. Denn die schöne Mona Seitz (Silke Bodenbender) ist gar nicht tot gewesen. Birgit Schönborn (Anne Weinknecht) hat die Schwerverletzte aus ihrem Autowrack gezogen und heimlich in einem unbewohnten Ferienhaus gepflegt. Deren Ehemann Fritz (Ronald Zehrfeld) hatte Mona mit einem Auto von der Straße in den Abgrund gedrängt.

Dass sie mehrere Tage unentdeckt in dem Ferienhaus liegt, hätte in der Realität so nicht passieren können, meint Fischer. Denn alle Verdächtigen würden inklusive ihres Umfelds, ihrer Telefone und ihrer Computer nach einem Mord unverzüglich von der Polizei überprüft. So wäre sie also auch mit der Arbeitsstelle von Birgit verfahren.

Mit einem so kleinen Team wie im „Tatort“ aus Konstanz ist das natürlich nicht möglich. „Aber Mordkommissionen bestehen in solchen Fällen schnell mal aus etwa 20 bis 30 Personen“, sagt die Polizeipräsidentin und zählt ein paar auf: Spurensicherung, Aktenführung, Ermittlung, Durchsuchung, Erkennungsdienst, Pressearbeit. „Das sind jeweils für ihr Gebiet ausgebildete Spezialisten.“

In der Regel besteht so eine kurz „Moko“ genannte Kommission zudem aus mehreren zweiköpfigen Spurenteams, die zu Beginn sogar rund um die Uhr den Spuren nachgehen.

Täglich tauscht die Moko im gesamten Team die gewonnenen Informationen aus – und nicht nur mit der Sekretärin, bei der am Bodensee die Fäden zusammenlaufen.

Kaum sind die ersten Szenen über den Fernseher geflimmert, moniert Heike Fischer das Verhalten der Ermittler am Tatort selbst. Die Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und ihr Kollege Perlmann (Sebastian Bezzel) betrachten das demolierte Auto und die Blutspuren am See. „Die dürften da gar nicht hin, bis die Spurensicherung durch ist. Da, gucken Sie mal. Die laufen mit ihren Schuhen durch die Spuren durch“, sagt Fischer kopfschüttelnd. Krimis sieht sie sich grundsätzlich nicht gern an, weil sie mit der Polizeirealität nichts zu tun hätten und ein verzerrtes Bild beförderten, meint Fischer.

Es dauert nicht lange, dann fällt der Satz: „Ich glaube, ich weiß, wer es war.“ Heike Fischer verdächtigt Birgit des Mordes. Obwohl: „Bislang ist Mona ja nur verschwunden. Wir würden also zunächst mal nach ihr suchen, bevor wir von einem Mord ausgehen.“ Zudem würden echte Ermittler bei Befragungen nicht von einer Ermordeten sprechen, wie Perlmann es tut, sondern von einer vermissten Person. Und: Die Befragungen würden grundsätzlich anders ablaufen. Zu Beginn gebe es jedes Mal eine rechtliche Belehrung, die Vernehmung erfolge durch zwei Kollegen und werde genauestens protokolliert, das Protokoll am Ende vom Befragten unterschrieben. „Das alles geht am besten in der Polizeidienststelle. So viele Hausbesuche sind absolut nicht üblich.“ Völlig unrealistisch sei es zudem, dass eine Kommissarin mit einem Verdächtigen an dessen Küchentisch zusammen esse.

Christian Seitz (Sylvester Groth) spricht mit Kommisarin Blum über den vermeintlichen Tod seiner Frau, während er ein sehr scharfes japanisches Messer in der Hand hält. „Quatsch“, kommentiert Fischer, die später sowohl den Ehemann als auch den Geliebten der schönen Mona für verdächtig hält.

Dass diverse Abstriche vom Polizeialltag für einen guten Krimi notwendig seien, sei ihr klar, sagt die Polizeipräsidentin. „Es geht um Unterhaltung.“ Den „Tatort“ um die schöne Mona hält sie für sehr gut gemacht, mit der Kritik unserer Zeitung vom Wochenende ist sie einverstanden. „Es sind tolle Schauspieler und eine spannende Handlung“, sagt Heike Fischer, die gegen Ende immer stiller wird und mit der Wendung der Geschichte offensichtlich nicht gerechnet hat. Wohl auch deshalb: Die Waffe, mit der Christian seine Frau Mona am Ende erschießt, hätte die Polizei bei einer eigentlich notwendigen Hausdurchsuchung finden müssen.

– Neue Osnabrücker Zeitung / mit Stimmen von Polizeichefin Heike Fischer